Kyklop
Der Film Jaws sorgt seit den 2000er Jahren für ausbreitende Angst vor Haien. Die bestialische Darstellung, bergengroße, spitze Zähne, der Blutdurst der Tiere jagt besonders seit der Premiere des Films Panik ein. Geschichten von Haien, die auf Mittelmeerstränden gestrandet schwimmen, lassen jedes verängstigte Auge Steine in erschreckende Haie verwandeln. Sogar Schwimmbeckenböden. Die Angst vor den unberechenbaren, laut dem Internet schlecht sehenden Meerestieren erstreckt sich über Kontinente und Ozeane. Von Kindesalter an pumpt jedes Herzlein schneller, wenn etwas aus der Entfernung wie ein natürlicher Feind wirkt. Es heißt man solle ruhig bleiben, sich die Angst im Anblick der Tiere nicht anmerken lassen. Doch bei einem solchen Menschenfressertier, einer solchen Gefahr ist die Furcht in jeden Menschen installiert. Die angeborene Angst vor dem Unbekannten. Luft tief einatmen, Augen auf unter Wasser. Jemand schaut mit Kugelaugen in die kaugummiweißen Perlenaugen eines Hais. Die Blicke treffen sich, der Hai schwimmt mit sicheren Schwingungen in Richtung der Gummischwimmflossen. Neugierig, genauso wie Jemand der ihn beobachtet. Für einen Augenblick ist der indische Ozean mucksmäuschenstill. Neonblaue Fische durchsichtig. Kugelaugen auf Perlenaugen fokussiert. Der Hai schwimmt an Jemandem vorbei. Das Unbekannte wird als Bekannt erkannt. Luft ausatmen. Die Wasseroberfläche lässt das salzige Wasser durch die Gedankenwelt strömen. Taub vom Ozean, blind vor der prallen Sonne hat Niemand Angst. Der Hai schwimmt tiefer, raue, an Salzwasser angepasste dunkle Haihaut trifft auf die, mit Dove Feuchtigkeitslosion gepflegte. Haut an Haut bist du frei. Du bist die Königin der Könige, mächtiger als Agamemnon, reicher als Midas, weiser als Salomon. Taub und blind erlebst du die Stille des Seelenfriedens. Salzige Wellen überrollen den Körper. Der Hai schwimmt vorbei. Niemand hat dir die Augen geblendet, die Ohren zugebunden. Der Ozean treibt dich weiter, Augen zu.
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