Lass das Vergangene vergangen sein
Es ist Mitte Oktober, draußen ist es kalt und regnerisch, die bunten Blätter fallen von den Bäumen und ich sitze, wie eigentlich jeden Abend, in meinem Zimmer.
Ahnungslos.
Verlassen.
Müde.
Ja, ich bin müde. Eine Kraft, die nie endet. Wäre traumhaft, oder? Ich aber bin kraftlos. Ganze 18 Jahre sind vergangen, ganze 6570 Tage. An meine Kindheit will ich mich nicht erinnern, jedoch funktioniert das nicht. Jeden verdammten Tag frage ich mich, wo meine Eltern sind. Leben sie? Wie heißen sie? Warum haben sie mich verlassen? Ah, hör auf! Lass es sein. Ich mache mir schon wieder höllische Gedanken um Menschen, die mich mit drei Jahren im Kinderheim abgegeben haben. Wozu? Warum stelle ich mir Fragen, auf die ich niemals eine Antwort bekommen werde.
Unnötig.
Das Gefühl, eine Familie zu haben, ist mir fremd. Freunde, die mich nicht hintergehen, sind sowieso kaum zu finden. Ich will nur vertrauen können. Eine Person an meiner Seite, der ich blind vertrauen kann. Würde reichen.
Alleine.
Zwei Uhr in der Früh und ich bin hellwach.
Ich habe Menschen satt, die ihr wahres Gesicht nicht zeigen. Genug. Es reicht! Menschen sind hinterhältig! Nein, nicht schon wieder. . Ich befinde mich gerade in einem Zustand eines Nervenzusammenbruchs. Jede Nacht dasselbe. Ich muss stark bleiben. Nicht weinen. Nein. Ich schaffe es nicht und schon rennen die ersten Tränen über mein Gesicht. Das Atmen fällt mir schwerer. Was soll ich machen? Verschwinden! In Windeseile schlüpfe ich in meine schwarzen Stiefel und bin kurz davor das Haus zu verlassen. Aber wohin? Nein, beruhigen. Ich muss mich beruhigen.
Das einzig Sinnvolle ist, eine neue Seite in meinem Leben aufzuschlagen. Genug! Neues Leben, neues Glück. Mir ist klar, dass es zeitaufwändig ist, aber ich kann das überstehen. Ja, ich schaffe das!
„An der Vergangenheit festzuhalten ist gefährlich. Man muss einfach weitermachen.“ So lautet ein berühmtes Zitat von Robert Redford.
Meine Vergangenheit hat das aus mir gemacht, was ich heute bin und wenn es mir nicht gefällt, wer ich heute bin, dann muss ich das ändern. Wie sicherlich jeder hatte ich auch Höhen- und Tiefpunkte in meinem Leben. Die Erfahrungen, die ich dadurch gesammelt habe, haben mich sehr viel gelehrt und dafür muss ich dankbar sein. Genau, so ist es. Jetzt ist es wirklich genug!
Ich muss die Vergangenheit loslassen, damit die Zukunft eine Chance hat.
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