LEER, VOLL, AM VOLLSTEN
Ich sitze auf meinem Bett und starre in die Luft. Krampfhaft versuche ich, mich auf die Leere vor mir zu fokussieren. Sie erinnert mich an mich selbst, ich fühle mich auch leer. Eigentlich darf ich gar nicht so viel denken, sonst werde ich noch abgelenkt. Es fordert meine höchste Konzentration, nicht auf den Lärm um mich herum einzugehen, wirklich, das ist echt schwer. Aber das darf ich auf keinen Fall machen, sonst endet es noch so wie letztes Mal. Eigentlich finde ich es echt erstaunlich, wie ein Mensch einen solchen Lautstärkepegel ganz allein verursache kann. Keine schlechte Leistung.
Nein. Nein. Weißer Raum, Nichts, Leere.
Ich darf meine Gedanken nicht so abschweifen lassen. Wenn ich mich nicht konzentriere, dann höre ich wieder, was er alles sagt. Das ist nicht gut für mich, schließlich sagt er so gut wie nie was Nettes. Er findet aber auch immer was, dass ihn stört. Nicht passt ihm. Nein, besser ist es so, alles über mich hinwegziehen lassen. Diskutieren bringt nichts, das habe ich schon rausgefunden. Er verzieht sich doch bestimmt gleich wieder und geht zu seinen Freunden, das dauert jetzt schon länger als sonst.
Verdammt, das gibt’s doch nicht.
Ich sollte eigentlich an nichts denken. Ich muss mich mehr anstrengen. Das dauert aber echt schon eine ganze Weile. Meine Konzentration hat auch ihre Grenzen. Vielleicht sage ich ihm heute doch meine Meinung. Nein, das ist lächerlich. Wenn er endlich aus meinem Leben verschwinden würde, das wär allerdings schon schön. Am besten mit so einem richtig festen Tritt rauskicken. Dann könnte ich ihm auch mal wehtun.
Das kann jetzt wohl nicht wahr sein. Konzentrier dich. Konzentrier dich!
Wie lange will er denn noch so rumschreien. So langsam wird mir das zu anstrengend. Ich kann schon förmlich spüren, wie meine Wut versucht, sich ihren Weg aus mir heraus zu bahnen. Gleich läuft das Fass noch über. Würde ich es mir wirklich trauen, ihm mal so richtig zu sagen, was ich eigentlich denke? Das wäre doch cool.
Oh, nein.
Jetzt hätte ich es fast zustande gebracht und mich mit meinem Wunschdenken aus meiner schönen Trance herausgedacht. Was redet er denn eigentlich immer noch, langsam reicht es mir echt. Aber mich gegen ihn zu behaupten ist so schwer. Ach Gott, jetzt ist er noch lauter geworden.
Ahhhh!
Meine Konzentration lässt ganz schön nach. Was ist denn mit mir los. Warum bin ich plötzlich so aufgewühlt, ich sag doch eh wieder nichts. Er geht ja bestimmt auch gleich, dann hab ich endlich meine Ruhe.
Nein. Nein! Eine endlose Wiese.
Ich sollte mich endlich wieder konzentrieren. Aber er ist immer noch so aufgebracht. Was ist denn jetzt mit ihm los. Es wird immer schlimmer. Nimmt er sich gerade einen Teller?
„GEH!“
Ach herrjeh, hab ich das wirklich gerade laut gesagt?
Er ist plötzlich ganz ruhig. Steht bestimmt unter Schock. Vielleicht sollte ich noch was sagen.
„Geh bitte.“
Jetzt fühle ich mich besser. Oh Gott, er bewegt sich. In Richtung Tür? Ja, tatsächlich. Wunder gibt es.
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