Lesen Sie nicht diesen Text
Das Leben ist beschissen. Punkt. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Im Grunde könnten Sie aufhören diesen Text zu lesen, und ich könnte aufhören ihn zu schreiben. Allerdings müssten wir Beide uns dann wieder mit Dingen beschäftigen, die das Leben eben so beschissen machen, und wir würden uns stattdessen irgendetwas anderes anschauen oder irgendetwas anderes lesen, um sich von diesem Umstand, der Beschissenheit des Lebens, abzulenken. Also ist es wohl ganz gut, dass der Text noch nicht endet, auch wenn er beschissen ist.
Das Wort „beschissen“ kann meiner Meinung nach alles besser beschreiben als jedes andere Adjektiv. Es ist beschissen, dass die Welt vor dem Abgrund steht. Es ist beschissen, dass wir sogar noch darauf zulaufen, anstatt uns umzudrehen und schnellstmöglich in die andere Richtung davonzurennen. Es ist beschissen, dass unsere Meinung nicht zählt, denn selbst wenn jemand danach fragt, ist es die Falsche. Es ist beschissen, dass man es nie jemandem recht machen kann, und noch beschissener, dass jeder einzelne Bestandteil seines Charakters und seiner Lebensart grundsätzlich nicht in Ordnung ist. Selbst wenn man nur versucht in dieser beschissenen Welt noch einen weiteren beschissenen Tag durchzuhalten, nur damit man sich beim nächsten beschissenen Zusammentreffen, von beschissenen Menschen anhören muss, wie beschissen man selbst nicht ist und wie man es wagen kann, sich überhaupt noch zu zeigen. Stolz auf die Straße zu gehen ist bewundernswert. Aber warum erwarten gerade beschissene Menschen, die sich niemals für ihre beschissene Meinung rechtfertigen müssen, dass Menschen mit beschissenen Leben, sich auf die beschissene Straße stellen, um sich noch beschissener zu fühlen. Gibt es ein Problem, so ist man selbst ja nicht daran schuld, man selbst ist immer der Gute, aber ja gleichzeitig andere für ihre beschissene Meinung fertig machen, obwohl diese doch eigentlich nur ein beschissenes, schönes Leben führen wollen. „Stell dich nicht so an“, das höre ich schon mein ganzes Leben. Was ich fühle ist egal, was ich will, meine Gedanken, werden in den Dreck gezogen, solange, bis ich selbst nicht mehr weiß was ich empfinde. Solange, bis ich vergessen habe was meine Meinung eigentlich ist. Das Leben ist beschissen. Und alles was man tut fährt sowieso gegen eine Wand, und dein beschissenes Leben, mit deinen beschissenen Gedanken schaut dich an und lacht, lacht über dich und deine Träume, und zählt dir auf was du falsch gemacht hast. Ich glaube so sehr an zweite Chancen und dennoch wird mir nie eine gewährt. Falls Sie nach dem Sinn suchen, den gibt es weder in dieser beschissenen Welt, noch in diesem beschissenen Text. Er ist irgendwann zwischen Urknall und Katastrophe verloren gegangen. Am besten wäre es, Sie hätten diesen Text nie gelesen. Er ist beschissen. Wie die Welt. Vielleicht könnte sie irgendwann mal, in der Zukunft, weniger beschissen sein, zumindest hoffe ich das. Wie ich schon sagte, ich glaube an zweite Chancen. Geben Sie mir eine?
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