Letzte Begegnung
Sie sitzt in ihrem Bett. Bekümmert und ängstlich. Als sie die Eingangstür hört, starrt sie beunruhigt auf die weiße Wand vor ihr. Er betritt ihr Zimmer, schließt die Tür hinter sich, begrüßt sie kalt und setzt sich neben sie. Sie will sprechen, schreien, loswerden was sie fühlt, doch es ist nicht angebracht. Nicht jetzt. Er legt seinen Arm lieblos um ihre Schultern. Sie spürt die Anspannung und Unruhe, die herrscht. Sie muss loswerden, was sie denkt, also wagt sie es, zu sprechen. Ein besorgter Blick überschattet sein Gesicht. Tränen füllen seine braunen Augen. Sie sieht ihn an. Stechender Schmerz breitet sich in ihrer Brust aus. Tief bis in den letzten Winkel ihres Bauches ist er spürbar. Sie weiß, was nun folgt. Es war ihr schon klar, bevor er ihr Haus betreten hat. Krampfhaft hält sie ihre Tränen zurück. Er antwortet ihr mit den Worten, von denen sie schon wusste, dass er sie in den Mund nehmen würde. Er ist unsicher, unglücklich und erschöpft vom vielen Nachdenken. Er will sie nicht verlieren, er will sie stets in seinem Leben haben, wissen, wie es ihr geht und hören, wie denn ihr Tag war. Doch er weiß nicht, wie er handeln soll. Nun beginnt ihr Herz schnell zu pochen. Selbst in den Fingerspitzen spürt sie das Pumpen. Unsicherheit breitet sich aus. Gedanken, die sie nicht stoppen kann, stürmen durch ihren Kopf. Sie überlegt lange, mit welchen Worten sie antworten soll. Als sie einen Entschluss fasst, gibt sie Dinge von sich, mit denen er nicht einverstanden ist. Ungeduld überkommt ihn. Er fühlt sich in die Enge getrieben. Sie ist bemüht, am Boden zu bleiben und ihre Emotionen im Zaum zu halten. Das Gefühl, ein Leben ohne ihn zu führen, ist einschüchternd. Sie sammelt ihre Gedanken und Gefühle und spricht mit ihm. Traurig sieht er sie an. Erneut füllen Tränen seine ermüdeten Augen. Nun wird auch sie schwach. Sie nimmt ihn in den Arm und hält ihn noch einmal so fest sie kann. Sie lässt los, steht auf, öffnet die Tür und sagt: „Geh, bitte.“.
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