Lichterloh
Sie schraubt sich durch die Luft, schneidet in meine wachsamen Augen.
Die tanzende Flammenkrone imponiert, inspiriert mich.
Ich frage mich wie lange sie dahinschwindet, wie heiß sie glühen kann. Die Wärme kriecht zu meinen Fingerkuppen hinab, eisern bahnt sie sich den Weg durch die dunkle Nacht. Verzehrt das Holz, den schwachen Span. Bricht ihn auf, lässt ihn bersten, hinterlässt eine Schwärze in ihrer Spur.
So mächtig wirkt sie, füllt meinen Horizont, den ich auf sie zugeschnitten – mein Fokus, meine Liebe und meine Hingabe einzig und allein auf das leise Ding gerichtet.
Schnipp.
Zischen.
Mit einer einfachen Geste, mächtig in ihrer Art, lasse ich es im Teich erlöschen.
So treibt er nun, der Kohlenspan, im ewig finstern Wasser.
Meine zittrigen Finger greifen nach der zarten Schachtel, sie raschelt.
Ein sanftes Klopfen stößt die feinen Hölzer aus ihrer Geborgenheit in die kalte Nacht hinaus.
Ich taste und spüre das Nächste, über dem meine Fingerspitzen gespannt brüten. Liebevoll hebe ich es heraus, streiche ich über seine grazilen Ecken und Kanten. Ich bewundere jeden Schiefer, jede Pore seiner winzigen Existenz, die so kurz und doch so unglaublich lange vor mir liegt. Ich will es gedeihen lassen, leben und blühen, und lege meine Hand um seinen ach so weichen Körper.
In voller Pracht scheint der Schwefelkopf jetzt schon zu strahlen, voller Eifer und Begierde nach den Höhen des Lebens.
Rrratsch.
Begeistert strebt sie heraus, die gewaltige Stärke entfaltet sich aus dem schmächtigen Winzling.
Mein Herz beginnt zu pochen, ich will ihn beflügeln, merke wie sich meine Finger nur noch an seinen schlanken Hals klammern, merke wie ich ihn bei mir halte. Aus dem Eifer wird Wut, wird Hass, wird Liebe, er ringt in alle Richtungen heiß und hell um sich her. Flieg, mein Kleines, hülle es alles in deine wärmenden Fittiche, raube allen anderen den Atem so wie du ihn mir raubst seit deinem ersten Blick ans Licht der Welt, an dein Licht. Gleißend brennt das schmale Ding in die große weite Welt hinaus, und im selben Moment noch schnellen meine zuckenden Augen auf sein Schwächeln hin.
Es kämpft nur noch, flammt nicht mehr auf.
Schließlich ist es mehr ein verzerrtes Abbild seiner selbst, ruht schwarz während sein Ende leise glimmen.
Ich will, nein kann, nicht loslassen.
Es verzagt, es lodert, ich trauere, ich weine.
Wieso so früh?
Hatte das ganze Leben vor, und doch hinter sich.
Schnipp.
Zischen.
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