Liebe auf den ersten Blick
Es war ein warmer Spätsommertag, als wir uns das erste Mal sahen. Die Sonne stand hoch am Himmel und ich bin nach einer langen Autofahrt endlich angekommen. Ich erinnere mich, wie du in der Menge standest und ich meine Freundin fragte, wer du bist. Ein kurzer Augenblick, ein flüchtiger Blick, der aber alles veränderte. Es fühlte sich an, als ob die Welt für einen Moment stillstand, und alles, was zählte, war der Gedanke, dass ich dich kennenlernen wollte.
In den nächsten zwei Wochen erlebte ich das, was man wohl Liebe auf den ersten Blick nennt. Wir verbrachten fast jeden Tag zusammen, lachten über die kleinsten Dinge, redeten stundenlang über alles und nichts. Ich glaube, in diesen Tagen hatte ich das Gefühl, wirklich zu leben. Es war, als hättest du etwas in mir geweckt, das ich so lange vermisst hatte. Einfach vor mich hinzuleben und den Augenblick voll und ganz zu genießen, ohne an morgen zu denken.
Irgendwann aber kam das Ende, vor dem ich mich so lange gedrückt hatte. Ich wusste, dass du zurück nach Wien gehen würdest, ich aber in Linz blieb. Ich hatte es verdrängt, solange ich konnte. Zwei Wochen waren kurz, und dennoch waren sie so bedeutungsvoll, dass sie sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten. Als du dann tatsächlich gingst, blieb dieses Loch und die Einsamkeit von vorher holte mich ein. Plötzlich fühlte sich alles schwerer denn je an.
ie Realität traf mich härter, als ich gedacht hätte. Ich versuchte, mir einzureden, dass zwei Wochen nicht genug Zeit waren, um wirklich etwas zu fühlen. Aber das stimmte nicht. Ich hatte es gefühlt, und zwar so, dass es mich immer noch nicht ruhig schlafen lässt. Ich hoffte, dass wir in Kontakt bleiben würden, dass dieses Gefühl der Vertrautheit, das ich empfand, uns über die Entfernung hinweg verbinden würde. Aber du warst weg, und mit jedem Tag, der verging, verschwand auch der Kontakt zwischen uns.
Es ist schwer zu akzeptieren, dass etwas, das sich so richtig angefühlt hat, doch nicht hält. Ich denke oft an diese zwei Wochen zurück, an die Momente, die wir geteilt haben – das Lachen, die Sommernächte, in denen wir einfach nur den Himmel betrachtet haben. Manchmal frage ich mich, ob es dir genauso ging wie mir oder ob es für dich nur ein schöner Moment war, der dann vorbei war und welchen du in zwei Tagen wieder vergessen hast. Auch wenn du mir eigentlich gezeigt hast, dass es auch für dich mehr bedeutet hat. Aber ich versuche es mir ständig klein zureden, um den Schmerz ertragbarer zu machen.
Unser Abschied hat mir gezeigt, wie flüchtig ein Augenblick sein kann. Wie schnell etwas, das sich so schön anfühlt, verschwinden kann. Es macht mich traurig, zu wissen, dass manche Begegnungen nur für eine kurze Zeit bestimmt sind, auch wenn sie in diesem kurzen Zeitraum alles verändern können. Aber trotz des Schmerzes bereue ich keinen dieser Momente. Sie haben mir gezeigt, dass selbst ein kurzer Augenblick voller Liebe das Leben bereichern kann – auch wenn er am Ende nicht von Dauer ist.
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