Lieblingsort
Wenn ich könnte, würde ich immer an diesen Ort zurückkehren.
Ein Ort voller Erinnerungen. Der Ort meiner Kindheit.
Der Beweis dafür, dass, auch wenn wir älter wurden sich manche Dinge nie änderten.
Rote Teppiche auf den Fluren bis hin zu unseren Abendspaziergängen mit Oma.
Als wir Kinder waren, gingen wir selten mit, weil wir lieber mit Opa fernsehen guckten.
Aber umso näher das letzte Mal rückte, umso mehr kosteten wir jeden noch so kleinen Moment aus.
Lange wusste ich nicht, dass diese paar Tage mit meiner Schwester und meinen Großeltern ein Ende haben würden. Irgendwie dachte ich, dies wäre für die Ewigkeit bestimmt.
So wie man eben nie darüber nachdenkt, dass die große Schwester irgendwann ausziehen wird.
Sowas fällt dir erst auf, wenn sich Veränderung auftut.
Wenn das Geflüster und Gemunkel bei Familienfeiern anfängt.
Wo willst du studieren?
Bist du schon auf Wohnungssuche?
Ich wollte, das diese Zeit ewig bleibt.
Ich wollte nicht älter werden.
Ich wollte vielleicht irgendwann ausziehen oder alleine verreisen, was man eben so macht, wenn man älter wird.
Aber Erwachsenwerden bedeutete Lieblingsorte und Lieblingsmensch verabschieden zu müssen und für das bin ich nicht bereit.
Nun stand ich da, am letzten Tag, das letzte Mal auf dem roten Teppich.
Das letzte Mal: meine Schwester, Oma, Opa und Ich
Stille füllt die große Lobby.
Irgendwie bin nur ich traurig oder so kommt es mir zumindest vor.
Vielleicht weil ich die jüngste bin.
Vielleicht weil ich die Einzige bin, die es nicht wahrhaben wollte, dass dies ein Ende haben wird.
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