Liebst du wirklich?
„Ich werde nicht dein Zukunftszauber sein“, erklärte ich ihm an der Schwelle unserer Tür.
Alles was wir brauchten, war es, sich im Auto nach dem Kinofilm zu küssen.
Sich im Haufen der Herbstblätter zu vergraben. Ich dachte dabei an meine Kindheit, du jedoch an unsere zukünftigen Kinder.
Um Mitternacht in der Küche nur im Licht des Kühlschranks zu tanzen.
Ich erinnere mich noch an den ersten Schneefall, wie dieser glänzte als er auf uns hinunter rieselte.
Ich lauschte den sanften Klängen deiner Gitarre, den brechenden Wellen des Meeres und das Knistern des wärmenden Lagerfeuers.
Die Erinnerungen an unsere erste Wohnung und wie wir diese betraten. Die Luft war kalt und salzig, doch es fühlte sich irgendwie nach zu Hause an.
Wie wir unsere Sonntage im Bett verbrachten, unter dem Schutz einer kuscheligen Decke und in dem gegenseitigen Schutz unsere Körper.
Und als wir die Sterne am Himmelszelt betrachteten. Die angebliche „Sternschnuppennacht“ welche nie existierte.
Ich erinnere mich an all das nur allzu gut.
Weißt du, dass der Wille für mich genug war? Für die Hoffnung von alledem zu leben. Meine Pläne abzusagen, weil du möglicherweise anrufen und „Triff mich hinter dem Kino“ sagen könntest.
Du hast Sterne um meine Narben gezeichnet, doch jetzt blute ich.
Niemals war ich diejenige, die du verlieren konntest, weil du mich nie besaßt.
Ich glaube ich habe diesen Film, diese Lebensvorstellung schon einmal gesehen, das Ende war kein Gutes.
Wenn du nicht mehr meine Heimat bist, was verteidige ich dann?
Die Zeit, welche ich in uns investiert habe, vergeudetest du in „unseren“ Zukunftszauber. Den Zauber den ich nicht spüren wollte.
Doch ich konnte dir das Gefühl von einem Zukunftszauber nie geben. Ich weiß noch ganz genau wie du mich kindisch nanntest, da ich ja nur im Jetzt leben würde.
Wie oft ich dich an schrie: „Nenn mich ja nicht „Kind“!“
Schau dir nur das gottverdammte Chaos an, welches du angerichtet hast.
„Sie wäre so eine schöne Braut geworden, was eine Schande, dass sie gestört ist“, sagte deine Familie.
Die Hochzeit, von welcher du mir kein Wort sagtest. Deine Familie kannte sogar schon die Farben der Blumen, die Namen „unserer“ Kinder.
Laut dir war ich immer diejenige, die das Ende ändern wollte.
Denn wenn du jung bist, denken alle du weißt nichts.
Was ich aber weiß, ist dass du die Richtige finden wirst. Die Eine, die deine Wandteppiche flickt, welche ich zerriss.
Nun stehe ich vor dir und versuche zu erklären warum denn alles enden sollte.
Habe ich dir nicht genug Zeichen gegeben? Ich gab doch so viele…
Doch die einzigen Worte, die meinen Mund verlassen wollten, die einzigen 6 Wörter, waren: „Ich werde nicht dein Zukunftszauber sein.“
„…ich werde dich in meinen Knochen vermissen“, war es, was ich ihm noch sagen wollte, doch nie tat.
Und nach langer Zeit fühlte ich mich nicht mehr wie eine Disco-Kugel, welche mir jede deiner Seiten zeigte, sondern nur die eine.
Die eine Seite, die mich liebte.
Dennoch verließ ich die Schwelle "unserer" Wohnung und blickte nicht zurück.
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