Lila Lavendel
Dunkle Wolken sind über mir am Himmel zu sehen. Es scheint, als würden sie dort verweilen. Kalter
Regen weicht meine Jacke auf, nasse Kälte dringt durch mein zerfetztes Hemd und an meine
Haut. Wassermassen prasseln auf mich hinab, wühlen die Erde unter meinen Füßen auf und enden
als winzige Bäche. Wasser läuft über mein Gesicht, sind es Tränen? Ich weiß es nicht. Es geht nun
schon seit Stunden so. Oder sind es Tage? Auch das weiß ich nicht, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren,
begraben unter Angst und den Geräuschen der Schüsse, welche immer noch in meinen Ohren hallen.
Ich habe das Gefühl alles Leben wäre aus meinem Körper gewichen und lies mich alleine mit meinen
Gedanken, die niemals zu enden schienen. Jegliche Hoffnung wäre grundlos gewesen. Selbst meine
Träume lassen mich nicht die Schrecken des Krieges vergessen. Lila Lavendel. Fast schon kann ich den
Geruch der blühenden Pflanzen riechen, leise erahne ich die glockenhelle Stimme meiner Schwester,
welche ich nun seit fünf Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich kann das Lachen meiner Eltern hören.
Lila Lavendel. Ein lauter Knall zerreißt die Stille meiner Gedanken in weiter Ferne und doch zucke ich
zusammen und kauere mich zitternd auf den Boden. Ich will Husten, mein Hals ist trocken und rau,
doch ich drücke meinen Kopf in den Schlamm und ersticke jegliches Geräusch. Lila Lavendel. Mein
Herzschlag beruhigt sich und ich bekomme wieder Luft.
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