Älterwerden Segen oder Fluch?
Früher waren die Zukunft und das Älterwerden immer ein Wunsch von mir.
Nach dem Geburtstag freute man sich schon auf den nächsten. Wie man 15
war, fieberte man zum 16. Geburtstag hin, damit man endlich länger ausbleiben
und gewisse Genussmittel kaufen und konsumieren durfte, mit 16 freute man
sich auf die 18, um endlich erwachsen und selbstständig zu sein. Doch auch in
der Schule gab es diesen Wunsch nach der Zeitmaschine, um die Schulzeit zu
überbrücken. Doch heute weiß ich, dass diese Zeit die beste und
unbeschwerteste Zeit im Leben ist, dass man diese genießen soll und das rate
ich heute, wie damals meine Großeltern mir, meinen Enkeln. Doch auch über
Bestandsängste musste man sich keine Sorgen machen, da man noch keine
Miete oder Schulden, die sich durch einen Sicksaalschlag oder durch das
Geraten auf die falsche Bahn angehäuft haben, zurückzahlen musste. Man hatte
keine Angst um den Job oder dass man vielleicht für etwas zu alt wäre. Nach
der Schule freute man sich auf die Lehre oder die Uni und danach auf den
Einstieg ins Berufsleben und die ersten schwer verdienten Euros. Anderseits
wollte man doch immer das Kribbeln im Bauch von der ersten Liebe spüren.
Doch diese Illusion wurde oft schnell zerstört und man hatte nicht mehr die
rosarote Brille auf. Genau diese oft steinigen Wege prägten uns und machten
uns zu diesen Menschen, die wir heute sind. Der Wunsch vom Älterwerden war
schnell beseitigt, als man eine eigene Familie gegründet hatte, die Kinder immer
schneller älter wurden, man die selbst gesetzten Ziele erreicht hatte und man
in den Spiegel schaute und die zeichnenden Jahre an Falten und anderem
erkannte. Heute sitze ich alleine im Haus, das mein Mann und ich mit viel Mühe
aufgebaut haben. Warte auf einen Anruf oder sogar einen Besuch meiner
Familie, die ich seit Monaten nicht mehr gesehen habe. Doch durch diese
ständige Einsamkeit finde ich mich in meinen Gedanken wieder, wo ich über
meine Zukunft und so meistens über den gefürchteten Tod nachdenke. Auf das
Einzige, was ich mich freue, ist das Widersehen mit verstorbenen Verwandten
und Bekannten.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX