Man sagt, dass nach der Absolvierung der Schule erst das Leben beginnt.
Man sagt, dass nach der Absolvierung der Schule erst das Leben beginnt.
Dass man sich freuen soll, da man nun ein neues Kapitel schreibt.
Ein Kapitel, in dem alles möglich ist.
Höhen sowohl Tiefen.
Man hört, dass man von nun an endlich frei ist. Nicht mehr gebunden. Nicht mehr gezwungen. Nicht mehr eingezwängt. Nicht eingesperrt. Eben frei.
Man sieht, wie die einst so vertrauten Klassenkameraden sich gegenseitig umarmen, sich verabschieden und man spürt, wie man einige dieser Gesichter nie mehr sehen wird. Manche Beziehungen wird man ein Leben lang nachtrauern, sofern man den Kontakt verloren hat. Andere wird man, entweder als Motivation, Inspiration, Stärke oder Mut ins weitere Leben mitnehmen und ein paar Enttäuschungen lassen, den einen stärker werden, den andern schwächer. Und nur eine Handvoll wird ein Leben andauern.
Doch weiß man nicht…
Man weiß nicht, wie die Zukunft aussehen wird und was sie wohl verbirgt und diese Unsicherheit ist es, die einem die Kehle zuschnürt, die einem Angst einjagt. Was sollte man und besonders wie sollte man es tun. Das Erwachsenwerden.
Man will etwas erreichen und kämpft zugleich mit der Angst jeden zu enttäuschen. Doch man will niemanden von der Angst des Erwachsenwerdens erzählen. Vielleicht… Ja, vielleicht würden sie einem auslachen oder sogar noch schlimmer: Sie würden mit einem Mitleid haben oder noch schlimmer: Sie würden sagen, dass alles besser wird.
Doch wie konnte alles besser werden, wenn man doch unzuversichtlich war, wenn man kein Selbstbewusstsein hatte und einfach nur schreckliche, schreckliche Angst.
Und augenblicklich sehnt man sich nach der Zeit, wo man wusste, dass nach den Ferien die Schule kommen würde. Die Zeit, in der das Schlimmste was einem passieren konnte, das Schreiben einer Schularbeit war. Die Zeit, in der man Fehler machen konnte und es morgen noch mal versuchen konnte. Die Zeit, in der alles anders war. Doch nun war auch alles anders. Nur trug man mehr Verantwortung. Nur war man kein Kind mehr.
Und deshalb verflucht man sich selbst.
Dafür, dass man so ungeduldig war, erwachsen zu werden.
Es ist einem nach Lachen zumute.
Wird es jemals genug für einem sein?
Schon irgendwie ironisch, wenn man darüber nachdenkt.
Denn man saß hier und betete eine Zeitmaschine zu finden, die einem die Zeit kontrollieren ließ.
Aber würde das reichen?
Und langsam beginnt man zu akzeptieren…
Man akzeptiert, dass man im Grund nichts dagegen machen kann.
Man sieht ein, dass Zeit wie eine Rolltreppe ist. Es ist unmöglich zurückzugehen, da man immer wieder nach vorne gezerrt wird.
Darum lässt man los.
Los von der Vergangenheit. Von den vertrauten Gesichtern. Von den heroischen Geschichten. Von all dem Schmerz, all dem Kummer.
Man sieht die Bilder, die an einem vorbeilaufen. Und je nachdem wie das Leben war, hat man ein Lächeln auf den Lippen, eine Träne im Auge, eine Narbe auf dem Arm oder eine geballte Faust in seiner Hand.
Man ist bereit für den nächsten Schritt.
Und hofft, dass das genug ist.
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