Margi mag Markus
Margret und Markus gingen schwimmen. Die Sonne brach sich im Wasser, und verwebte einen goldenen Faden in den Wald. Jetzt blendete die Sonne Margi, weil Markus gerade untergetaucht war und die Wasserdecke aufgewühlt hatte.
Um die Beiden herum wuchsen verschiedenste Halme. Margi pflückte sich gerne ein Bisschen des Schilfs, weil sich dann Libellen auf die gebrochenen Stängel setzen, und sie mit ihren schillernden Flügeln beeindruckten. Margi war jetzt auch untergetaucht. Ihre Haare glitzerten in der Sonne, ganz golden, wie Markus‘ Augen, die leuchteten wie das Harz, das Baumblut, das aus den Stämmen quoll.
Margret mochte Markus. Markus nannte Margret immer Margi. Er mochte sie auch. Margret hätte Markus niemals gesagt, dass sie ihn mochte, und Markus hätte Margi niemals gesagt, dass er sie mochte.
Margis Füße sinken immer tiefer in das kühle Dunkel hinab. Markus ist unter das Spiegelwasser getaucht, schießt gerade wie eine Kerze zum Grund hinab und vergräbt seine Zehen im weichen Schlamm. Jede Einzelne spürt er, bis er sich wieder zur strahlenden Oberfläche hin abstößt. Margi liegt auf dem Wasser. Nur ihre Nase und ihre Füße stehen aus der sich kräuselnden Menge heraus. Ihre Haare wabern wie eine exotische Qualle um ihren Kopf herum und kitzeln sie auf ihren Schultern.
Markus rennt von den in die Böschung geworfenen Fahrrädern zurück ins Wasser, sogar aus dem See heraus erkennt Margi, dass er sich vier Weintrauben zugleich zwischen die Backen schiebt. Das Spaßigste am Inswasserlaufen ist das Herumspritzen. Margi erwischt es voll, aber sie ist ja bereits tropfend nass, weshalb sie nur lacht.
Markus weiß, dass Margi ihn mag. Und Margi weiß das Markus sie mag. Aber auch das sagt Margie Markus nicht, und Markus Margi ebenso.
Markus wird seine Trauben mit einem einzigen Biss zerteilen, und Margi wird lachen, weil seine Lippen dabei komisch aussehen werden. Margi wird auch zu den Fahrrädern laufen und drei Äpfel aus ihrer Tasche holen. Den Ersten wird sie zwischen ihre Zähne klemmen, den Zweiten in die linken Hand nehmen und mit dem Dritten in der rechten Hand den Arm in Richtung Markus zielen. Er wird wie ein Delfin aus dem Wasser schießen und nach dem Apfel greifen, der dann den Weintrauben folgen wird.
Margi wird, mit Früchten bestückt, zurück in die Arme des Ufers fallen, und sich das Sonnenlicht auf der Zunge zergehen lassen. Markus wird mit dem Apfel in der Hand von trüben Schichten geschützt durch das Wasser tauchen, an Margis Bein ziehen und wird, wenn sie mit apfelgefüllten Mund versucht sich darüber aufzuregen, lachen.
Markus wird Margi immer mögen. Und Margi wird auch immer Markus mögen. Das werden sie sich nicht sagen müssen, und das werden sie auch niemals tun. Und deswegen wird Markus auch morgen und alle Tage danach mit Margi in den See springen, und Margi wird an jedem Tage der dem Nächsten folgt mit Markus zwischen den Schilfen tauchen.
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