Mein drittes Ich
Ich hörte Kinder schreien, Leute reden, Türen wurden geöffnet, alles war so laut. Ich bekam Panik, meine Atmung beschleunigte sich und ich wusste nicht wohin. Ich drehte mich, alle starrten mich an. Wie spät war es? Die Geräusche wurden lauter, aber ich sah nichts mehr, mir wurde schwarz vor Augen. Ich spürte nur noch wie ich auf den Boden prallte…
Als ich meine Augen öffnete merkte ich, wie meine Schulter gerüttelt wurde. „Hey, alles gut? Komm schon, steh auf!“ Ich blinzelte, als alles wieder klar wurde, konnte ich drei Personen, die über mir lehnten, erkennen. Aber sie sahen so… gleich aus? Sie sahen alle aus wie… Ich? „Alles gut?“ sagte eine der Personen. Ich rappelte mich auf „J-Ja ich denke schon.“ Ich begann sie zu mustern und sie sahen tatsächlich genauso aus wie ich, mit einem Unterschied: alle drei zeigten eine andere Emotion, Glück, Trauer und Wut. Als Ich mich erneut umsah, erkannte ich erst, dass alles außer mir still stand, niemand bewegte sich, niemand atmete. „Was ist hier los?“ stotterte ich. Mein glückliches Ich meldete sich zu Wort „Das scheint jetzt alles sehr komisch zu sein, aber wir wollen dir helfen. Wir sind alle Du und kontrollieren deine Gefühle, heute kam aber alles ins Chaos und du bist umgekippt. Um das zu verhindern, brauchst du Kontrolle, also komm, wir gehen spazieren.“ Als wir das Kaufhaus verließen und Richtung Park gingen, sah ich, dass auch hier alles still stand. Nach einiger Zeit begann Wut zu sprechen „Also, du weißt, du hast Angstzustände und bekommst Panik, wenn du unter Menschen bist, teilweise kannst du nicht mal ohne Angst nach draußen gehen. Wenn du wieder zuhause bist, fängst du an zu weinen oder schämst dich.“ „Nun ist die Frage wie du das ändern kannst, du musst über deinen Schatten springen, jeder ist nur ein Mensch und jeder Mensch macht Fehler, das ist völlig in Ordnung. Dazu kommt noch das du sehr empfindlich auf Geräusche reagierst, dagegen kann man aber auch was tun, trag Kopfhörer oder zähle bis Zehn. Es hilft.“ Erklärte mir Trauer. Nun wurde es mir, ich musste etwas ändern. Wir gingen wieder ins Kaufhaus und ich setzte mich zurück auf den Platz, wo mich meinen Zusammenbruch hatte. Atmete tief durch und schloss meine Augen, ich konnte spüren, wie mich alle drei fest umarmten. „Pass auf dich auf.“, flüsterten alle sie.
„Hallo?“ Alles gut?“ Stimmen wirrten um mich herum, alle fragten mich etwas, es wurde wieder laut. Doch diesmal war es anders. Ich hatte keine Panik, ich lächelte. „ Alles gut danke“ sagte ich leise während ich aufstand. Die nächsten Tage ging ich bewusst nur noch mit Kopfhörern raus und es funktionierte.
Ich konnte endlich leben!
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX