Mein Leben mit Legasthenie
In diesem Text möchte ich über die Legasthenie und die Herausforderungen für den Betroffenen schreiben. Wie die Überschrift schon verrät, kämpfe ich bereits meine ganze bisherige Schulkarriere lang mit einer Rechtschreibschwäche und deswegen würde ich gerne über meine Erfahrungen und Erlebnisse schreiben.
Zuerst möchte ich sagen, dass man im Laufe der Zeit mit vielen Vorurteilen der Mitmenschen zu kämpfen hat. Ich erbte die Legasthenie von meinem Papa. Auch er hatte eine sehr lernintensive Schulzeit mit vielen negativen Reaktionen von Mitschülern und Lehrern. Aber er arbeitete hart und ging erfolgreich seinen Weg. Er ist sicherlich ein Vorbild für mich.
Als kleines Kind hatte ich noch keine Probleme, aber bereits in der Volksschule bemerkte ich, dass es mir sehr schwerfällt, Wörter richtig zu schreiben und mir diese langfristig merken zu können. Auch in der Mittelschule wurde mir schnell klar, dass ich einen großen Nachteil gegenüber meinen Mitschülern habe.
Wenn ich Wörter und Texte lese, bleiben die Buchstaben in meinem Kopf nicht ruhig stehen, damit ich konzentriert lesen und lernen kann. Nein, diese Buchstaben verspüren immer den Drang, Tango zu tanzen, bewegen sich hin und her und verursachen somit ein Chaos. Deshalb brauche ich viel länger, um mir Wörter einprägen zu können. Trotz des ständigen Lernens und eigener Willenskraft, gelang es mir nie, einen fehlerlosen Text zu schreiben. Bei Diktaten hatte ich nie nur einen, zwei oder drei Fehler, sondern immer 20 Fehler mehr. Ich ärgerte mich immer sehr, wenn ich schlechte Noten in Deutsch und Englisch bekam, obwohl ich doch so viel lernte.
Auch die Reaktionen meiner Mitschüler waren immer die gleichen. Sie verstanden nicht, warum ich die Fehler in den Wörtern beim Durchlesen des Textes nicht sehe. Aussagen wie: „Stell dich doch nicht so blöd an!“, bekam ich immer wieder zu hören. Deswegen bin ich mir auch jetzt in der neuen Schule bei meinen Mitschülern unsicher, wie diese reagieren.
Natürlich habe ich auch viele Stärken und mich interessiert besonders Geometrie und die naturwissenschaftlichen Fächer, auch bin ich sehr gut im „räumlichen Denken“. Durch mein Durchhaltevermögen und den starken Glauben an mich, traue ich mir oft Sachen zu, an denen Gleichaltrige scheitern.
Auch bin ich sehr stolz darauf, was ich schon alles geschafft habe. Ich sitze jetzt hier in einer HTL für Bautechnik, trotz Legasthenie, und darf mich weiterbilden. Das Wichtigste für mich ist, dass man motiviert ist, nach vorne schaut und ein Ziel vor Augen hat.
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