Meine einzige Chance
Heute, der 18. 4. 2026 ist der wichtigste Tag meines Lebens. Ich trainiere, seit ich ein Kind war für diesen Halbmarathon. Als kleiner Junge war ich bereits der schnellste bei allen Wettläufen mit Freunden. Sobald meine Eltern meine Freude am Laufen bemerkten, kümmerten sie sich darum, mich an Wettbewerben teilnehmen zu lassen.
Ich habe bereits einige Errungenschaften, jedoch war bis jetzt keine so wichtig wie diese: der jährliche Halbmarathon in Baching. Bei diesem Wettbewerb hat man nur eine Chance den Preis zu gewinnen, danach darf man nie mehr antreten. Der Halbmarathon ist das größte Fest im ganzen Jahr, deshalb ist das Preisgeld riesig. Wenn ich heute gewinne, könnte ich meine Traum Uni bezahlen. Sie fördert junge Läufer, ist jedoch sehr kostspielig. Meine komplette Zukunft hängt an diesem einen Lauf, wenn ich heute nicht gewinne, geht meine Chance Profi zu werden den Bach hinunter.
Jetzt ist es gleich soweit. Meine Uhr zeigt 17: 57. Um 18Uhr beginnt der Lauf. Ich habe alle Vorbereitungen getroffen und stehe nun in den Startlöchern. Der Halbmarathon geht einmal durchs ganze Dorf. Vom Marktplatz weg, durch die Hofstraße bis hin zu den Feldern, den Schotterweg entlang, über den Berg, an der Mittelschule vorbei und wieder zurück zum Anfang. Ich bin diese Route zigmal gelaufen, dieses Mal muss jedoch besser als alle davor sein. Mein bester Freund, Simon, tritt auch an. Unsere Freundschaft besteht schon seit wir 13 waren aus Wettrennen. Er war seit seinem Wachstumsschub in der Mittelschule die einzige Person, die mit mir mithalten konnte. Ich muss trotzdem gewinnen. 17: 59: ich schlage ein letztes Mal vor dem Rennen mit Simon ein, aber wir wissen beide, dass keine Rücksicht genommen wird.
18: 00Uhr: Der Halbmarathon beginnt. Ich darf nicht zu schnell laufen, denn sonst schaffe ich meinen Sprint am Ende nicht mehr. Ich versuche nicht langsamer zu werden, denn ich führe. Bis zu den Feldern hat es Simon nicht geschafft mich einzuholen, doch am Schotterweg überholt er mich plötzlich. Auf dem Weg hinauf und hinunter vom Berg gibt es keine Möglichkeit die anderen Läufer zu überholen, weil der Pfad zu eng ist. Meine einzige Chance Simon zu überholen ist mein Sprint: Mit Ende des Mittelschulgebäudes renne ich so schnell mein Körper zulässt zum Marktplatz. Ich brauche das Tempo. Kurz vorm Marktplatz sehe ich meine Eltern. Ich habe Simon immer noch nicht überholt und in meinem Kopf sehe ich schon ihre enttäuschten Blicke. Doch als ich sie wirklich anschaue, ist es, als ob ich in Zeitlupe laufen würde. Ich sehe ihre fröhlichen Gesichter, wie sie mir zurufen: „Du schaffst das! Tempo!“ Das Gefühl, als wären sie, obwohl ich nur 2. Platz werde, trotzdem stolz auf mich gibt mir genügend Kraft, um noch mehr Geschwindigkeit aufzubauen. Kurz vor dem Ende schaffe ich es noch Simon zu überholen. Meine Eltern rannten zu mir und umarmten mich. Simon wirkt zwar etwas traurig, aber ich weiß, dass er sich trotzdem für mich freut, weil wir beide mit großem Lächeln einschlagen.
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