meine gefühle
ich stehe hier und schreie mir die kehle aus dem hals. ich schreie und schreie, aber niemand scheint mich zu hören. niemand will mir zuhören, niemand versteht mich, niemand glaubt an mich. und ich frage mich, warum. ich frage mich, warum ich mich niemandem anvertrauen kann, warum sich niemand mir anvertrauen mag, warum ich mit niemandem reden kann. ist das zu viel verlangt? ist es zu viel, wenn ich reden möchte?
Geh bitte, sagen sie mir dann. Passt doch schon. So schlecht geht’s dir gar nicht. Andere sind viel schlimmer dran. Stell dich nicht so an.
mag schon sein, dass andere schlimmer dran sind, aber was ändert das an meinen gefühlen? was ändert das an meiner lage und was ändert das an mir? was ändert das an meiner situation und wie hilft mir das? ach, tut mir leid, ich vergaß. mir muss es doch nicht helfen, ich bin ja eben nicht ganz so schlecht dran. sorry.
Geh bitte, sagen sie mir dann. Hör auf, dich die ganze Zeit nur zu entschuldigen. Das nervt nur. Bitte lass es einfach. Stell dich nicht so an.
aber wieso? wieso kann ich nicht sagen, was ich möchte? wer entscheidet, was ich zu sagen habe? ich kann fühlen, tun und denken, was ich möchte. das kann mir niemand vorschreiben und niemand wegnehmen. und ich werde daran festhalten, ich werde mir das nicht vorschreiben und nicht wegnehmen lassen, und da bleibe ich dabei!
Geh bitte, sagen sie mir dann. Sei nicht so aufmüpfig. Du sollst nicht so laut sein, mach einfach, was dir gesagt wird, und dann geht’s allen gut. Stell dich nicht so an.
aber immer nur folgen ist so langweilig. ich will nicht so sein wie alle anderen. ich will ich selbst sein, ich will das tun, was mir spaß macht, ich will mein eigenes leben leben und eigene entscheidungen treffen. aber das wird mir nicht erlaubt. aber das wird nicht geduldet. aber das kann ich nicht glauben. ist es so falsch, was ich will? bin ich damit wirklich die einzige? oder geht es nicht allen anderen auch so? ich kann mir das nicht anders vorstellen.
Geh bitte, sagen sie mir dann. Du kannst nicht immer-
NEIN! schreie ich. ich lass mir nicht länger was vorschreiben. ich fühle, was ich fühle. ich sage das, was ich möchte. ich kann tun und lassen, was ich will. solange es dabei allen gut geht. ich höre nicht mehr auf euch. geht’s bitte!
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