Meine Schönheit
Weiß. Blond. Groß. Dünn. 90 60 90. Das ist Schönheit. Nur das? Was in dieser Gesellschaft üblich ist: Ja, nur das.
Glatte, lange Haare. Große Brüste. Schlanke Taille. Dünner Bauch. Riesiger Hintern. Glatte, rasierte, Beine. Dünne Oberschenkel. Keine Anzeichen von Cellulite, Narben, Dehnungsstreifen. Ist das, wie ich auszusehen habe? Anscheinend. Aber egal wie lange ich es versuche, ich schaffe es immer noch nicht.
Meine Haare sind weder glatt noch blond und ich bin nicht so dünn wie ich sein könnte. Ich bin nun mal nicht so groß. Mein Bauch ist zumindest so dick, dass sich eine Kurve bei meinen High-Waist-Jeans abzeichnet. Und ist es eine Schande, dass ich meine Körperbehaarung mag?
Ich verachte diese Körpermerkmale, obwohl für mich als kleines Kind alle Mädchen mit dickeren Oberschenkeln und kräftiger Körperstatur immer schöner waren. Also warum hasse ich mich jetzt dafür, wenn ich Körper wie meinen früher bewundert habe?
Einmal im Monat, wenn ich menstruiere, schäme ich mich besonders für meinen aufgeblähten Bauch, für den ich während der Periode nichts kann. Und trotzdem habe ich das Gefühl, er sei nicht schön, normal oder gut genug.
Und Social Media ist wie bei vielem keine große Hilfe: Im einen Moment sehe ich Posts zu Body Positivity, dickeren Bäuchen und unrasierten Beinen, die keine Gründe wären, nicht schwimmen zu gehen und im nächsten werde ich gefragt, ob ich denn schon den“perfekten Beach Body” hätte, oder Tipps zum Nachhelfen bräuchte. Solche Doppelmoralen und Verunsicherungen sind mein Alltag, bis ich irgendwann nicht mehr weiß, ob mein größerer Hintern jetzt ein Vor- oder Nachteil ist.
Von allen Seiten im Leben drängen und überreden mich Menschen dazu, dass auch ich der Diätkultur entsprechen müsste, um irgendetwas im Leben erreichen zu können. Ich werde so verunsichert, dass ich andere Menschen nicht einmal mehr anschauen kann, ohne mich selbst mit ihnen zu vergleichen.
Große, dünne Frauen und Mädchen mit großer Brust und dünnen, glatten Beinen sind nur Bilder, die mir gezeigt werden aber denen ich nie entsprechen werden kann.
Schönheitsideale ruinieren mich und deshalb bitte, geh, und zeig mir Körper wie meinen.
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