Melodien im Malerzimmer
Die Schallwellen der wütenden Worte der Frau ertönten und schallten durch das kleine Malerzimmer der kleinen Amelie. Sie redete von , , Verantwortung, , und über die angebliche Faulheit des kleinen Mädchens. Das Mädchen, das Amelie hieß, aber alle Lilly nannten, saß auf ihrem Schemel und verstand die Welt nicht mehr. Wie jetzt, sie müsse mehr auf zack sein? Warum wird sie angeschrien? Dafür das sie sie selbst ist? Für etwas, wofür sie rein gar nix kann? Bevor sie dies fragen konnte, war die Frau auch schon aus dem Zimmer verschwunden, und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Amelie zuckte zusammen, so laut war der Knall.
Sie zog einen Schmollmund. Lilly mochte kein Tempo. Was sehr ungünstig war, denn die ganze Welt ist und war und wird immer auf Höchstgeschwindigkeit sein. Es wird von ihr erwartet, dass sie , , mal Tempo mache´´. Jetzt hat sie genau zwei Möglichkeiten. Erstens: Auf die Stimmen hören, die ihr sagen sie sei zu lasch und zu langsam oder weiß der kukuk was; oder sie macht weiter wie bisher. Schwierige Entscheidung.
Sie ließ ihren Blick durch das kleine Kämmerchen gleiten. An einem Bild haftete ihr Blick fest. Lilly stand auf und betrachtete es von weiten und nickte, stolz über ihr Werk. Auf dem weißen Papier war eine Sonne abgebildet und darunter zwei Menschen verewigt. In ihrer Krakelschrift, über die sich viele Leute schon beschwert oder lustig gemacht haben stand: Mami und Lily. Moment! Da war doch ein Rechtschreibfehler. Sie legte den Kopf schief und betrachtete die Buchstaben genauer. Mist, sie hatte ein L vergessen. Das war genau das, was Mami gemeint hatte. Es war ihr eigener Name, sie schrieb ihn dennoch falsch. Peinlich für ihr Alter. Anscheinend. Ist Ansichtssache. Lilly fand das absolut nicht peinlich und verstand nicht, warum so viele ein Problem damit haben. Sie zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder an den Schreibtisch. Amelie fuhr mit ihren Fingern an den CDs entlang, die in den kleinen Kasten auf dem Tisch stand, und zog eine heraus. Wo ist nur ihr CD – Player? Ah! Da! Sie pfefferte die Hose, die auf dem Player lag in die nächstbeste Ecke und schaltete ihn ein. Sofort ertönte die Melodie des Intros und Lilly fing an zu zeichnen.
Wenige Minuten später kam Mami wieder ins Zimmer. Amelie war so sehr in ihr Werk vertieft, dass sie ihre Mutter gar nicht bemerkte. Die Frau musste schmunzeln und fühlte Reue, für das, was sie Lilly an den Kopf geworfen hatte. Sie wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, doch dann blickte sie auf die Wand. Das Bild, das Lilly vor ein paar Wochen von den beiden gezeichnet hatte, war weg. Marie schluckte und ging auf Lilly zu, umarmte sie von hinten, und drückte ihr einen Kuss auf die Haare, und wiegte zur Musik, die aus dem CD-Player schallte. So stand sie minutenlang. Dennoch war das Band, das die beiden verknüpfte, durchgeschnitten worden. Die Verbindung war gegangen.
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