Messerscharf
Emma stand in der Küche.
Ihr Mut begann zu schwinden.
Sie dachte, sie könnte das.
Niemand war zu Hause.
Sie war allein. Komplett.
Keiner war im Haus.
Die Stimmen in ihrem Kopf begannen auch zu verstummen. Immer leiser, bis kaum noch ein Flüstern übrig war.
Der Messerblock stand vor ihr.
Einen Schritt entfernt.
Ihre Gedanken begannen wieder zu rasen. So viele. Zu viele.
Von null auf hundert.
So laut obwohl, ihre Stimme so leise war.
Obwohl sie schreien wollte. Laut genug, dass die Nachbarn sie hören und sie vielleicht retten können. Doch kein Geräusch war in der Küche zu hören.
Ein Schritt, dann könnte sie das Messer in die Hand nehmen.
Die schöne glänzende Klinge betrachten. Das Muster, dass der Stahl bildet. So schön. So schön und tödlich.
Tödlich wie so viel in diesem Haus.
Die Pillen in dem Bad. Der Balkon, wenn man nur das Gelände ignoriert. Die Kerne in dem Apfel, wenn man nur genug isst.
Die Dosis ist das Gift. Wie überall. Wie auch hier.
Die Dosis der Schnitte an ihrem Arm, würde bestimmen, ob es Gift oder Heilmittel ist.
Vielleicht auch beides gleichzeitig. Nur noch einen Schnitt und das Gift in ihren Venen würde endlich verschwinden.
Ein Schritt. Ein Schnitt.
Ein kurzer Moment voller Schmerz und dann wäre es vorbei.
Sie wagte es. Nam den Schritt und auf einmal war alles wieder da.
Ihre Gedanken schrien, was nicht nötig war, denn Emma wusste selbst, wie dumm das hier war. Sie stolperte nach hinten und brach zusammen.
Sie fiel auf den Boden und hieß den Schmerz willkommen, der sich in ihrer Hüfte ausbreitet.
Ihr Kopf knallte nach hinten auf den Kühlschrank, so fest, dass er begann zu pochen.
Die Tränen, die ihr Gesicht hinunterliefen, waren heiß. Es fühlte sich an, als ob ihre Augen brannten.
Ein Schluchzen zerriss ihre Lungen und sie fiel auf die Seite.
Die kalten Fliesen waren ein schöner Kontrast zu der Wärme die sie ausstrahlte.
Sie hörte, wie sich Schlüsseln in der Haustür drehten. Sie aufsperrte.
Doch sie konnte sich nicht dazu bringen aufzustehen.
Sie blieb einfach liegen.
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