Mit 130 gegen die Wand
Die Welt wird immer schneller. Dabei rede ich nicht davon, dass wir momentan mehr Daten pro Tag erstellen als in den letzten 2000 Jahren, sondern dass die Gesellschaft zunehmend hedonistischer wird. Von allen Seiten heißt es immer nur noch schneller, noch besser, noch weniger Pausen. Dabei scheißt die Menschheit auf das was um sie herum passiert. Laut dem Kanzler der drittgrößten Volkswirtschaft der Erde Friedrich Merz „ist es eben nicht so, dass die Welt morgen untergehen würde“, doch genau das ist der Fall.
Wir rasen gerade mit 130 km/h durch ein Ortgebiet und keiner kommt auf die Idee auf die Bremse zu drücken, obwohl wir vor uns schon Kinder auf der Straße sehen.
Indonesien baut eine neue Hauptstadt, weil die andere untergehen wird. Inselstaaten wie Tuvalu werden in den nächsten Jahren untergehen. Große Teile der Erde werden bald unbewohnbar sein. Allerdings kann uns das ja egal sein. Wir wohnen im sicheren Europa wo uns nichts passieren kann, oder? Wir müssen zuerst die Wirtschaft stärken bevor wir anderen helfen können. Da können gerne ganze Länder unter dem Meer verschwinden so lang unsere Profite stimmen.
Natürlich, wenn wir, die im sicheren Auto sitzen, immer weiter beschleunigen, merken wir den Aufprall weniger.
Vielleicht verlieren wir nur ein bisschen Geschwindigkeit, doch die Kinder auf der Straße, die werden es spüren. Und zwar immer früher. Die Kinder, die absolut nichts dafür können, dass wir 130 fahren , die sterben oder wenn sie sehr viel Glück haben, verlieren sie nur die Fähigkeit für sich selbst zu Sorgen.
Übrigens völlig hinfällig darüber nachzudenken ob die Metapher der Kinder für echte Kinder oder für den globalen Süden steht, denn Fakt ist, früher oder später sind wir alle diese Kinder. Wir reagieren erst auf das Problem, wenn es viel zu spät ist. Wenn wir glauben wir würden im sicheren Auto sitzen und plötzlich tut sich aus dem Nichts eine Wand auf.
So schnell das es hinfällig wäre zu bremsen. Vielleicht erwischt uns die Wand sofort, wo wir „nur“ 130 fahren oder wir bemerken sie erst sobald wir auf 150 beschleunigt haben. Auf jeden Fall wäre es komplett hinfällig in dem Moment noch zu bremsen. Bei der Geschwindigkeit bringt sich Bremsen gar nichts mehr. Das hätten wir tun müssen als wir anfingen zu beschleunigen und die ersten Schilder am Rand aufgetaucht sind. Später, mit 130, erwischt es die Kinder auch, aber wir hätten auf die Bremse treten müssen oder zumindest vom Gas runter.
Doch irgendwie will der Fahrer nicht entschleunigen, obwohl schon der Beifahrer anfängt zu schreien. Er redet sich nur die ganze Zeit vor: „Wichtig ist es schneller zu sein als die Anderen, egal was dann passiert.“ Das Einzige was uns jetzt noch retten könnte vor dem Aufprall wäre eine 180 Grad Drehung und mit Vollgas dagegen ankämpfen. Doch wer würde das denn tun? Das würde doch die Profite senken.
Und plötzlich ist die Wand nur noch 2 Meter vor uns mit 130 im Ortgebiet und mit Kindern auf der Straße.
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