Mittwoch - Plötzlich war alles anders
Mittwoch. Ich stand wie jeden Tag um 6: 30 Uhr auf. Der Wecker dröhnte noch in meinen Ohren. Im Halbschlaf stieg ich aus dem Bett und begab mich in Richtung Badezimmer. Eigentlich war der Tag wie jeder andere, aber ich hatte keine Vorstellung davon, dass nur ein Augenblick, ein Bruchteil einer Sekunde, mein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Schnell lief ich die Treppe runter und machte mir eine Schüssel mit Müsli. Ich hatte einen Riesenhunger. Ich verschlang die Cornflakes und rannte sofort in Richtung der Bushaltestelle. Ich hatte den Rucksack vergessen. Im selben Moment machte ich eine Kehrtwende und zischte wieder zur Haustür hinein. Ich packte den Rucksack am Riemen und sprintete zum Bus. Er war weg. Ich war zu spät. Das heißt ich musste den späteren nehmen. 20 Minuten vergingen und ich saß immer noch auf der Bank neben der Haltestelle. Dann kam meine Mitfahrgelegenheit. Nichtsahnend stieg ich ein und zeigte meine Fahrkarte her. Dieser Schritt, das Einsteigen in den Bus, war mein größter Fehler. Die ersten fünf Minuten schien alles normal zu sein und der Bus fuhr so vor sich hin. Dann nahm der Bus plötzlich eine Rechtskurve. Das war aber nicht der Weg zur Schule, fiel mir schnell auf. Ich dachte, dass er eine neue Route fahren würde und blieb erstmal sitzen. Doch plötzlich blieb der Bus stehen und der Busfahrer stand auf und drehte sich in Richtung Passagiere. Er hatte eine Maske auf. Die war vorher noch nicht da gewesen. Ich hatte ein ungutes Gefühl in mir. Plötzlich griff der Fahrer unter seinen Sitz und zückte ein Sturmgewehr. Schüsse. Meine Ohren taten weh vom lauten Knallen der Waffe. „Keiner gibt einen Ton von sich oder ihr werdet alle sterben!“, schrie der Busfahrer. Doch in der ersten Reihe weinte und schluchzte ein Junge vor Angst. Mir kamen auch schon die Tränen. Nochmals Schüsse. Ich schrak auf. Der Junge in der ersten Reihe fiel zu Boden. Ich konnte den Anblick kaum ertragen. Wieder Schüsse. Ein weiterer Bursche, der weinte, fiel zu Boden. Es war schwer mich zu kontrollieren, aber ich blieb stumm. Dann auf einmal Sirenen. Zwei Streifenwagen der Polizei näherten sich dem Bus. Irgendjemand musste sie kontaktiert haben. Und wieder schoss der Busfahrer in die Decke. Er öffnete die Tür und sah hinaus. Er packte ein Mädchen am Arm, doch diese weigerte sich mitzukommen. Ein Schuss. Sie war tot. Er packte sich das nächste Kind und nahm es als Geisel vor den Bus. Ich war wie an meinem Sitz angewurzelt. Schockstarre. „Kommt nicht näher oder der Junge wird das nicht überleben!“ Doch von hinten kam ein weiterer Beamter und schlug dem Täter die Waffe aus der Hand. Er brachte den Attentäter zu Boden und legte ihm Handschellen an. Ich weinte, doch ich war erleichtert. Ich hatte immer noch fürchterliche Angst, obwohl ich wusste, dass nun alles vorbei war. Dieser eine Augenblick, das Einsteigen in den nächsten Bus, veränderte, traumatisierte mich und stellte mein ganzes zukünftiges Leben auf den Kopf!
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