Mut und Angst
Von klein auf müssen wir mutig sein. Keine Schwäche zeigen. Keine Angst vor Spinnen. Keine Angst vor Dunkelheit. Keine Angst vor der Zukunft. Buben müssen mutig sein. Dürfen keine Angst haben, nie. Dürfen nicht weinen, weil es Schwäche zeigt. Mädchen müssen mutig sein. Dürfen keine Insekten fürchten, weil das kindisch ist. Angst zeigt Schwäche. Und niemand will als schwach, als verwundbar, in einer Gesellschaft wie unserer angesehen werden, oder? Aber jeder hat Angst. Deshalb überspielen wir sie. Man entwickelt Taktiken und wird besser und besser. Neue Leute werden so deine Ängste nie mitbekommen, weil wir gelernt haben, sie zu verstecken. Wir sind nicht mehr wir selbst. Wir sind eine mutige Version von uns. Aber eigentlich sind wir gar nicht mutig. Wir spielen es ja nur vor, oder? Ein Teufelskreislauf. Doch ganz unten kennen wir unsere Ängste. Wir werden sie auch nie vergessen. Weil egal wie sehr man sich einredet, sie überwunden zu haben. Weil wir sie von klein auf nie zeigen durften. Weil wir mutig sein müssen. Aber mutig wie wer? Mama? Papa? Freunde? Astronauten? Soldaten? Einerseits werden wir immer belehrt, dass wir eigen sein sollen. Wir müssen individuell sein. Einzigartig. Aber zählen dazu nicht auch unsere Ängste? Schließlich machen sie uns zu dem was wir sind. Sie machen uns einzigartig. Sind keinen falls eine Schwäche von uns. Sie machen uns sogar stärker, man kann an ihnen wachsen und über sie lernen. Wir müssen uns alle endlich eingestehen, dass Angst haben und mutig sein, beides wichtig ist, beides keine Schwächen sind und uns stärker macht.
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