Mutig in die neue Zeile
Schüchtern sah ich mich um. Im Halbdunkel konnte ich kaum etwas erkennen. Nur unscharfe Umrisse leuchteten sanft hervor. Es war kalt, die nasse Erde gab leicht meinen Füßen nach. Ich kniff die Augen zu, Angst stieg in mir auf. Wo war ich? Tief zog ich die Luft ein, sie war feucht. Ich war im Wald, das fast unhörbare Rauschen der Blätter in der unheimlichen Stille hatte ihn verraten.
Warum war ich hier? Wie war ich hierhergekommen? Wie kam ich hier wieder weg? Hektisch strich ich mir durch die Haare, ich war ganz unter Strom, ich war in Gefahr, ich spürte es.
Fahler Lichtschein leuchtete zwischen den Umrissen der Bäume hervor. Oder täuschte ich mich? Hatte ich eine Wahl? Ich musste diesem sanften Licht folgen, es war meine Möglichkeit. Ich begann zu gehen, meine Beine fühlten sich wackelig, unsicher an. So wie ich es auch war. Aus vorsichtigen Schritten wurde schneller Schritt, aus dem blassen Lichtlein ein Licht.
War ich auf dem richtigen Weg? Noch wusste ich es nicht. Aus dem schnellen Schritt wurde ein Lauf, ich musste diese Chance ergreifen. Das Ziel war nahe. Aus dem Boden ragten Wurzel und Stolpersteine herauf. Warum war ich bis jetzt nicht gefallen in der Dunkelheit? Ich fühlte mich auf einmal als würde ich schweben, als könnte mich nichts mehr aufhalten.
Furchtbare Schmerzen, ich war gefallen. Ich fühlte wie das Blut meinen Fuß herunterrannte. Aber warum konnte ich es nicht sehen? Ängstlich und vom Sturz geschockt, ja wie betrunken, blickte ich mich wieder um. Das Licht war verschwunden, es war finster, stockfinster. Ich spürte die körperlichen Schmerzen nicht mehr, denn ich realisierte, dass meine einzige Chance verloren war. Ich sank auf den kalten Waldboden nieder, ich hatte aufgegeben, ich würde nie wieder aufstehen.
Geräusche hallten durch den Wald oder bildetet ich mir das nur ein? Ich hörte Schritte, erst leiser, dann lauter. Ich machte mir Hoffnung. Man würde mich finden!
Sanfte Schritte waren bedrohlichen trommelartigen Tritten gewichen. Hoffnung war der Angst gewichen. Ich sah den Schatten des Monsters, es stand fast vor mir. Jetzt wird es mit mir zu Ende gehen.
Noch ein Schatten, aber kein Schatten ohne Licht. Das Licht war wieder da, ich war so geblendet, dass ich an mir hinabsehen musste. Ich bemerkte, dass ich gerannt war, immer schneller und lauter. All dieser Hall waren meine eigenen Schritte gewesen.
Auf einmal türmte sich vor mir das prachtvollste Etwas auf, dass ich je gesehen hatte. Es war die Idee meines Lebens! Ich wusste noch nicht was sie mir bringen würde, aber bald würde ich es wissen.
Im Anfang war das Wort und ich bin der Gedanke, dieses Wort zu schreiben. Ich musste mich finden, ich bin gelaufen, gefallen, am Boden gelegen. Doch dann, kurz bevor ich aufgegeben hätte, hatte ich die richtige Idee. Ich bin mir sicher, viele Probleme werden noch folgen, bevor aus der prachtvollen Idee ein echter Text werden darf. An alle Schriftsteller: Ihr dürft niemals aufgeben!
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