Nacht
Ich habe das Gefühl, als würden riesige Felsbrocken auf meiner Brust liegen. Jeder Atemzug ist ein Kampf. Es ist, als wäre es mir gar nicht möglich, genug Luft in meine Lunge aufzunehmen. Etwas sitzt in meiner Kehle.
Ein lauter Schrei. All die Wut. All der Hass. Zu dem ich in dem Moment nicht imstande war.
Meine Bauchmuskulatur krampft sich zusammen, ich kneife meine Augen zusammen. Unterdrückte Laute dringen aus meiner Kehle. Verzweifelte Schreie. Ich spüre Tränen mein Gesicht hinunter rinnen. Verzweifelt versuche ich es mit meinen Händen zu schützen. Rolle mich ein. Will nichts mehr hören, weil der Schmerz so groß ist. Zu groß.
Ich versuche zu schlucken. Aber die noch abklingende Schwellung schmerzt. Ich versuche zu atmen. Aber jeder tiefe Atemzug ist, als würde jemand mit einem Messer auf mich einstechen, denn die gebrochenen Rippen sind noch nicht verheilt.
Der Hass überkommt mich wieder, als ich daran denke, dass ich mich jetzt noch nicht einmal mehr selbst ertrage. Meinen Anblick.
Jeder Blick in den Spiegel ist so, als ob man wieder auf , , Play“ drücken würde.
Die rötlichen Striemen an meinem Hals.
Schon sehe ich wieder direkt in seine Augen. Schon denke ich wieder, sie würden das letzte sein, was ich je noch einmal sehen werde. Schon fühle ich wieder, wie mein innerer Kampf um zu überleben beginnt. Wie mein Körper krampfhaft versucht zu atmen. Wie ich doch keine Luft bekomme. Wie die Panik langsam verschwindet. Ich spüre wieder, wie mein Körper langsam aufgibt. Wie all das treiben, all diese Hektik, wie der Kampf endet. Ich spüre wie ich langsam ersticke.
Die blau und lila Färbungen um meine Augen herum. Die tiefen und dunklen Schatten in denen sie zu verschwinden drohen.
Auf einmal spüre ich wieder wie seine Faust immer und immer wieder auf sie zurast. Ich spüre das warme Blut, dass meine Schläfe hinunter rinnt. Ich vernehme den beißenden Schmerz, als meine Haut am Wangenknochen aufplatzt. Ich höre nur das laute Hämmern und Wummern in meinem Kopf. Wie alles pocht. Ganz, ganz laut in mir wird, während die Welt um mich herum schweigt. Ich denke an jede einzelne Stunde, die ich nicht schlafen kann, weil die Dunkelheit nur Erinnerungen bringt. Ich denke daran, wie ich bewegungslos am Boden liege, nichts mehr bewegen kann und nur in die Dunkelheit starre. Wie ich dafür bete, dass es jetzt vorbei ist. Mit dem Leben.
Die Abdrücke seiner Hände an meinen Schultern und Armen, all die Blutergüsse. Die einfach nicht verschwinden. Die mir die ganze Zeit das Gefühl geben, so schmutzig zu sein. So widerwärtig, so sehr, dass ich mich vor mir selbst ekele.
Ich spüre noch nicht mal mehr Schmerz, denn mein Körper ist wie betäubt. Überwältigt.
Ich nehme nur wahr, wie mein Körper den Tritten und Schlägen nachgibt.
Und ich spüre wieder seine kräftigen Griffe, die mich einfach so packen, wie sie mir die Hände auf den Mund pressen, mir meine Stimme nehmen. Weil ich keine Stimme haben darf, weil er die Macht hat, weil ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt habe, hatte.
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