Nackt
Der Kopf schlägt gegen das kühle Fensterglas, welches mit jedem Atemzug mehr beschlägt. Ihr Oberteil klebt an ihr, sie sog die Luft durch die Nase ein und war froh darüber, einen leeren Magen zu haben. Ihre eigene Ausdunstung und seine Fahne beschert ihr Würgereiz. Sie hat keinerlei Einfluss, was geschieht. In wenigen Minuten würde sie das Teer in ihre Lungen ziehen und spüren, wie alles betäubt wurde.
Seine raue Zunge drängt ihre Lippen auseinander. Ihr wird heiß und kalt, mit aller Kraft versucht sie sich aus dem Sitz zu heben, doch es überschreitet ihre körperlichen Grenzen. Raue Hände unter ihrem feuchten Shirt: Und erneut nimmt sie all ihre Kraft zusammen. Er gibt nach. Jeder Schritt den sie macht, ist ein Stück Freiheit, gleichzeitig verfolgt von ihrem Untergang.
Regen. Die Tränen der Götter, die versuchen ihr den Schmerz wegzuwaschen. Und der nasse Asphalt, der ihr Bett nicht ersetzt. Sie liegt einfach da, die stummem Schreie in ihr erlöschen gemeinsam mit ihrem Bewusstsein. Ein Windstoß ist das nächste, was sie wahrnimmt, er weht ihr das nasse Haar ins Gesicht anstatt das letzte bisschen Leben aus ihrem Körper zu hauchen.
Jemand redet mit ihr. Hektische Stimmen, die sie nicht zuordnen kann, und mehrere Hände, die sie berühren. „Nein“, versucht sie zu schreien, doch es dringt kaum verständlich aus ihrem Mund. „Nein, bitte. Lassen Sie mich gehen. " Sie schließt die Augen, verärgert, es nicht nachhause geschafft zu haben.
Ihre Augen kleben, als sie diese versucht zu öffnen. Sie ist umgeben von Wärme und hektischen Stimmen. Immer wieder wird sie von Händen in blauen Handschuhen berührt. Die Worte nimmt sie nicht wahr, will diese nicht hören und lässt sich, umgeben von jenen, erneut ins Jenseits schweben. Tage sind ermüdet daran ihr klar zu machen, dass sie eine Bestimmung hat.
Nur Schneckenarten sind bestimmt dafür, nackt durch die Welt zu gehen. Menschen nicht. Dieses Leben auf der Grenze es liegt ihr nicht. Vielleicht ist es an der Zeit, dass auch das Mondlicht für sie nun erlischt.
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