Neuheit
Warten. Warten auf den Augenblick, in dem ich bereit bin, mein Leben von Grund auf endgültig zu ändern. Warten auf ein Klopfen. Ich atme tief ein und sammle meinen Mut, um den Schritt zu wagen. Wenige Sekunden nur mehr, und es ist so weit. Ich hebe zögernd meinen Arm, doch lasse ich ihn wieder sinken. Was wäre, wenn es mir dort nicht gefällt? Was wäre, wenn ich ihnen nicht gefalle? Bin ich bereit, in das Leben zwanzig anderer einzudringen? Noch könnte ich es mir anders überlegen, könnte umdrehen, so tun, als ob sich nie etwas verändert hätte. Ich könnte zu meinem wahren Zuhause zurückkehren. Es könnte alles so sein wie früher. Wenn es das Klopfen nicht gäbe. Nein. Aufgeben ist keine Option. Es muss so sein.
Warum konnte ich heute nicht pünktlich sein? Warum konnte ich nicht wissen, dass hier der Bus nur alle zwanzig Minuten fährt? Warum konnte ich nicht zu Hause bleiben, anstatt mir das hier anzutun? Warum? Mir Vorwürfe zu machen, bringt mir jetzt auch nichts.
Noch einmal atme ich tief ein, dann traue ich mich. Auf dem leeren Gang scheint das Klopfen die Stille zu durchbrechen. Jetzt oder nie. Ich greife nach der Klinke und ziehe die Tür zu meinem neuen Leben auf, mein schnell klopfendes Herz ignorierend. Vor mir sehe ich sie nun sitzen. Völlig Fremde, die unter Umständen zu Freunden werden. Alle drehen sich zu mir um, alle starren mich an. Und ganz vorne sehe ich sie.
„Oh, da bist du ja!“, sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen, „Ich habe dich schon erwartet. Willkommen in deiner neuen Klasse!“
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