Neustart
Ich öffne die Tür zu meinem Zimmer. Endlich hab ich mein eigenes Bett, meine geliebten Bücher und meine Familie zurück. Die Zeit in der Entzugsklinik war eine Qual, aber sie hat geholfen und ich hatte sie mir schließlich selbst eingebrockt.
Nun ich gehe jetzt einmal offen damit um, ich bin gerade einmal 15 Jahre alt, nein du hast dich nicht verlesen ich bin wirklich noch so jung und war süchtig nach Alkohol. Ich habe oft die Schule geschwänzt und meine wahren Freund und meine Familie vernachlässigt nur um mit den "coolen" Leuten im Park abzuhängen. Ich dachte, dass das meine echten Freunde wären und vertraute ihnen blind und so nahm ich den Alkohol an. Täglich mindestens zwei Bierchen und ab und zu mal ein Wodka wenn jemand einen besorgen konnte. Bevor ich nachhause ging hab ich immer scharfe Halsbonbons gelutscht um den Geruch des Alkohols zu verbergen, doch ich trank immer mehr. Wenn ich alleine zuhause war suchte ich im Keller nach Bier, Wein und anderem was ich mit meinen Freunden hätte teilen können, bis zu dem Tag an dem meine Eltern mir den Kontakt zu diesen verbaten da sie ja keinen guten Einfluss auf mich hätten. Sie hatten schon nach kurzer Zeit bemerkt was Sache war. Ich habe oft versucht von zuhause abzuhauen um mich mit ihnen zu treffen, aber sie ließen mich nicht mehr aus den Augen. Als ich wieder einmal völlig betrunken von der "Schule" nachhause kam platzte ihnen endgültig der Kragen. Ich wurde rund um die Uhr beaufsichtigt und eine Woche später war ich wirklich in der Klinik mit der sie mir schon so lange gedroht hatten. Dort gab es keine Möglichkeiten an Alkohol zu kommen und die Tage waren streng geplant. Hauptsächlich Gruppentherapien und unzählige Gespräche mit Psychologen, anfangs habe ich meine Eltern dafür gehasst, für das was sie mir damit angetan hatten, bis mein Bewusstsein wieder klarer wurde.
Jetzt wo ich wieder zuhause bin, bin ich unendlich dankbar, dafür dass sie mich dorthin geschickt haben. Wer weiß was ich noch probiert hätte? Mit dem Rauchen hätte ich beinahe begonnen und vielleicht hätte ich ja auch Kokain oder andere drogenähnliche Substanzen neben dem Alkohol ausprobiert. Ich war fast ein halbes Jahr in Behandlung und kann jetzt stolz sagen, dass ich clean bin aber die 9. Schulstufe muss ich jetzt wiederholen. Was ich sagen will an alle pubertierenden Teenager da draußen: Für alle für die das Thema Alkohol und Drogen noch Neuland ist, lasst es Neuland bleiben. Außer Probleme werdet ihr davon nichts bekommen.
Ich werde jetzt jedenfalls von vorne anfangen, in einer neuen Klasse und lass mich von niemanden mehr beeinflussen. Von meinen damaligen "Freunden" habe ich übrigens nichts mehr gehört, was auch gut ist, denn die würden mir bei meinem Neustart vermutlich nur im Weg stehen.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX
