Nicht berühmt, aber glücklich
„Happy Birthday, dear Matilda, happy Birthday to you”, sang Matildas ganze Familie. Es war der fünfte Geburtstag des kleinen, blonden Mädchens. Matildas Augen leuchteten, als sie die Kerzen ihrer Geburtstagstorte ausblies. Endlich war es so weit und das Mädchen durfte seine Geschenke auspacken. Ein besonders schön verpacktes Geschenk kam von seiner Großmutter. Es war ein rosarotes Prinzessinnenkleid. Matilda strahlte: „Danke Oma, so ein Kleid wollte ich schon immer haben. Wenn ich einmal groß bin, will ich eine Prinzessin sein.“
Mit zwölf Jahren erträumte sich Matilda nichts mehr, als später berühmt zu werden. Alle sollten zu ihr aufschauen und jeder sollte sie bewundern. Das Mädchen konnte sich kaum vorstellen, wie es wohl wäre, von allen Menschen geliebt und anerkannt zu werden. Nicht so wie in der Schule, wo so manche Kinder öfter gemein zu ihr sind und sich mit ihren Mitschülern über sie lustig machen.
Es war der 15. Geburtstag des Mädchens, als ihre beste Freundin sie fragte, ob sie nun eigentlich schon wisse, was sie später einmal werden wolle. Alles, was sich Matilda wünschte, war erwachsen zu sein. „Mein eigenes Geld zu verdienen, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, so lange wach zu bleiben, wie ich will, und das zu tun, was mir Spaß macht, wie schön das bloß wäre.“
Matilda ging nur noch ein Jahr in die Schule, bis sie maturierte, darum hatte ihr Klassenlehrer die Schüler gebeten, über ihren Traumberuf zu erzählen. Die Jugendliche hasste es ohnehin schon vor der Klasse zu sprechen und nun fiel ihr nicht einmal ein einziger Beruf ein, den sie gerne ausüben würde. Matilda wäre am liebsten aus der Klasse gerannt, doch dafür war es zu spät. Der Lehrer drehte sich zu ihr und forderte sie auf, sich vor die Klasse zu stellen und zu erzählen. Verängstigt blickte sie in die Gesichter ihrer Mitschüler, alle starrten die Jugendliche an und warteten darauf, dass sie zu reden beginne. Stotternd begann Matilda zu sprechen: „Ich weiß noch nicht, was ich einmal werden will.“
Gerade ist Matilda am Weg in die Arbeit. Sie arbeitet nun in einem kleinen Kindergarten in einer Kleinstadt und könnte sich nichts Schöneres vorstellen. Heute will sie mit den Kindern über ihre Zukunft sprechen. In einem Kreis erzählt ein Kind nach dem anderen, was es später einmal werden will. Als nun ein schüchterner, blonder Junge mit gelocktem Haar an der Reihe ist, muss dieser überlegen. Als Matilda bemerkt, dass dem Jungen nichts einfällt, will sie ihm helfen: „Du musst noch nicht wissen, was du einmal werden willst. Soll ich dir eine Geschichte aus meiner Kindheit erzählen?“. Das Kind nickte und Matilda begann zu erzählen: „Als ich so alt war wie du, wollte ich eine Prinzessin werden, später wollte ich berühmt werden und irgendwann hatte ich nicht die geringste Ahnung, was ich einmal werden will. Ich kann dir jedoch versprechen, dass die Zukunft etwas Schönes für dich bereithält, wenn du dich darauf verlässt. Es wird so sein.“
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