Nicht genug Zeit?
Tick, Tack, Tick, Tack… Jeder Sekundentakt löst größere Angstzustände aus. Wir haben nicht genug Zeit. Sie ist zu einer Währung geworden. Die Luft zum Atmen. Man hofft immer in der Sonnenseite dieser vierten Dimension liegen zu können. Dabei ist die Zeit kein Gott, der gerecht über uns urteilen wird. Vielmehr wird sie immer ein Phantom sein, dem wir gnadenlos unterworfen sind. Fluch und Segen in einer unterkühlten, leblosen Gesellschaft.
Die Zeit, die mal schneller, mal langsamer vergeht und uns viel zu oft auf die Folter spannt. Wir werden krank, bis wir nicht mehr klar denken können, sodass wir vergessen, was früher war und morgen sein könnte.
Die Uhr tickt.
Das Auge erfasst Trendänderungen, erfasst den Unterschied von gestern und heute. Wir sehen, wie unsere junge Haut mit jedem Jahr und mit jedem Tag schlaffer und verletzlicher wird. Unser Haar ergraut, bis sie weiß wie die Unschuld wird, und nach und nach sehnen wir uns nach den alten Jahren zurück.
Die Uhr tickt und tickt.
Wir essen vor lauter Überfluss zu langsam, sodass das süße Obst beginnt auf unseren Zungen zu faulen und schimmeln, bis wir endlich begreifen, dass selbst unsere Nahrungsquellen nicht für immer weilen.
Die Uhr tickt, tickt und tickt.
Unser Ohr erfasst das Hoch und Tief vergangener Zeiten. Noch immer können wir uns über die Musik von Pachelbel, Presley und Prince erfreuen. Und noch immer können uns die Worte Geisteskranker verführen, die die Welt in eine Mitternachtsstund‘ gestürzt haben.
Die Uhr tickt, tickt, tickt und tickt.
Wir wurden schwindelig von dem Parfum des grausamen Todes und überwältigt von dem Odeur einer neugeborenen Frühlingswiese.
Die Uhr tickt, tickt, tickt, tickt und tickt.
Wir, Menschen, meinen zu glauben die mangelnde Zeit würde Steine in den Weg zu unseren Träumen legen. Dabei ist dies eine große Lüge, denn niemand von uns ist ein Opfer der Zeit. Wir stehlen uns gegenseitig die Jahre, respektlos, tagtäglich. Jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. So machen wir die Zeit in einem ewigen Kreislauf des Leides zu einem Täter.
Eines Tages wird diese Art des Lebens sich erbarmungslos an uns rächen. Wenn wieder Blut wie Regen von Himmel fällt oder sich Seuchen rücksichtslos an Kinder vergehen, wissen wir, dass wir die Zeit ausgebeutet und für unsere fragwürdigen Zwecken und Belanglosigkeiten ausgenutzt haben. Zeit verdient das Recht Teil, aber auch nur Teil der wichtigen Dinge des Lebens zu sein. Wir sind es uns selber schuldig alles dafür zu tun um auch mal nach den Sternen zu greifen und unser Glück zu finden.
Wir hatten immer genug Zeit. Zeit zum Leben.
Die Uhr steht still.
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