Niesen
Mut ist etwas unkontrollierbares, ein Affekt aus dem man Handeln kann, nicht eine geistige Eigenschaft. Mut fehlt einem wenn man ihn sucht doch kehrt er zu einem zurück, wenn man ihn als verloren glaubt. Der Menschliche Geist ist kontrollierbar wie eine sich verselbstständigende Maschine, er kontrolliert sein Schicksal, was ihn ja gerade unkontrollierbar macht. Der Mut hingegen ist vorhersehbar, was ihn jedoch noch lange nicht kontrollierbar macht. Der Phase der Langweile folgt meist eine Phase der abenteurlustigkeit und mutiger Selbstüberwindung. Das merkte ich vor allem nach dem Lockdown. Dennoch fühlte ich mich nicht bereit um meine Begehrte anzusprechen, was mich zutiefst betrübte, aber darum geht es ein andermal. So ist der Mut also wie ein niesen, welches man zwar in der Nase schon zuvor spürt, aber es nicht kontrollieren kann. Entweder es kommt, oder eben nicht. Eines Tages fühlte ich mich voller Mut geladen, sodass ich beschloss meine Flamme doch anzusprechen indem ich sie eine gerade so belanglose Frage fragte, das es genug ist um das Eis wieder zu brechen. Ich setzte mich eine Reihe vor dem Mädchen, und machte mich bereit für den passenden Moment. Dieser kam, doch ich nutze ihn nicht. Er kam und kam doch ich blieb reglos vor ihr sitzen als wäre ich in einem schlechten Traum gefangen. Kurz vor Ende des Schultages kamen wie aus dem Nichts die fragenden Worte aus meinem Mund hinausgestoßen, und ich konnte nicht einmal über deren Richtigkeit nachdenken, eh sie antwortete. So verhält es sich oft mit dem Mut, man spürt ihn in sich vordringen, doch kann dessen Ankunft nicht erahnen. Daher ist es so oft wie im Leben das man vielmehr den Dingen als Zuschauer, wie als aktiver Kontrolleur beiwohnt. Die Lösung dessen ist die Dinge geschehen zu lassen, anstatt diese durch sinnlose Bremsversuche zum stoppen bringen zu wollen.
Abschließend lässt sich sagen das Mut genauso unkontrollierbar und strukturlos ist, wie diese Gedankenzüge hier sind.
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