# notoracsim
Zhang und seine Freunde gingen die Straßen Wiens entlang. Ihm gefiel diese Stadt. Schon als Kind bewunderte er sie. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt faszinierten ihn noch immer. Manchmal fragten ihn seine Freunde, welche Stadt er mehr mochte – seinen Geburtsort Qingdao, oder doch seine Heimatstadt Wien. Zhang musste jedes Mal aufs Neue lange überlegen um eine Antwort zu finden. Zwölf Jahre lebte er nun bereits in Österreich, doch konnte er seine fünfjahrelange Kindheit in China nicht einfach außenvorlassen. Dennoch antwortete er heute auf die Frage seiner Freunde mit „Wien“. Doch die Reaktion dieser beachtete er diesmal gar nicht. Vielmehr schenkte er einer Gruppe Jugendlicher, die auf ihn zukam, seine Aufmerksamkeit. Sie lachten und spotteten offensichtlich über ihn. „Nicht schon wieder“, murmelte er leise, doch sein bester Freund Werner hatte es gehört. „Was ist los?“, fragte er Zhang mit besorgter Miene. Als nun auch seine anderen beiden Freunde Timo und Tim die sich nähernde Gruppe bemerkten und beunruhigt zwischen dieser und Zhang hin und her schauten, antwortete der Austro-Chinese zaghaft: „Es ist wohl wegen meiner Herkunft“.
Die Gruppe war bei ihnen angelangt, der Größte und Stärkste der Vier nahm seine Kappe ab, auf die ein großes „G“ aufgestickt war, und fuhr sich provokant durch seine schmierigen Haare. „Geh zurück in dein Land“, fuhr er Zhang an, spuckte ihm vor die Füße, und hatte sichtlich Spaß dabei. Tim ballte die Fäuste, Timo starrte den Provokateur verwirrt an und Werner blickte sich hilfesuchend um. Und Zhang? Zhang war den Tränen nahe und flüsterte seinen Freunden zu, weiter zu gehen. Wutentbrannt wichen sie der Gruppe aus und setzen ihren Weg fort. „Dem hast du es wieder gezeigt, Georg!“, hörten sie noch hinter sich, als sie in eine Nebenstraße einbogen. Keiner der Vier wollte groß über das gerade Erlebte reden und so gingen sie eine Weile schweigend umher, als Zhang selbst das Schweigen brach. „Ich hasse es!“, schrie er einen vorbeigehenden Passanten an, der sich beeilte weiterzukommen. Werner und Timo versuchten ihren Freund wieder zu beruhigen, während Tim sie zu einem nahegelegenen Café lotste. Doch Zhang war nicht mehr zu beruhigen. Er konnte es nicht mehr hören. Die Provokationen, mit denen er täglich konfrontiert wurde, die Menschen, die ihn in der Straßenbahn anstarrten und hinter seinem Rücken über ihn tuschelten, das Geflüster in der Schule über ihn.
Er weinte. Er wollte alleine sein. Bisher prallten Provokationen immer an ihm ab. Er dachte immer wieder: „Sie können nichts dafür“ - Doch die Begegnung mit Georg und seiner Gang brachte das Fass zum Überlaufen. Er war gekränkt, enttäuscht, fühlte sich entwürdigt. Zhang hatte genug.
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