Nunc stans
Welt jagt in exponentiell immer schneller werdendem Tempo voran, in das Nichts der Zukunft, während es das Nichts der Vergangenheit hinter sich lässt. Zumindest scheint es mir so zu sein. Doch Zeit & Tempo sind nicht gleichzustellen. Dieses menschengemachte Konstrukt, dieser kulturelle Aspekt Zeit, meint es eine Definition der Wirklichkeit, der sogenannten Gegenwart geschaffen zu haben. Eine Differenz zwischen Vergangenem und Bestehendem. Dies ist jedoch einen Paradox, welches die Frage nach der Ewigkeit, also unbestreibar Existierendem, uns vor Augen führt. Wenn nun die Gegenwart die Wirklichkeit & diese wiederum unumstritten Bestehendes bedeutet, sollte man doch meinen, die Wirklichkeit liege in der Vergangenheit, dem Unveränderbaren, Irreversiblen & somit ewig & absolut Anhaltendem, ganz unabhängig davon, ob dieser Instanz von Vergangenem je Beachtung geschenkt wurde oder nicht. Denn die bloße zukünftige Achtung für einen aufglimmenden Funken Zuneigung oder Liebe bestätigt nicht das Dagewesensein und somit die Ewigkeit dieses Moments, genauso wenig wie die Heimlichkeit eines solchen Ereignisesses dessen Wirklichkeit verneint. Er ist unzweifelhaft dagewesen, dieser Moment & hat weiters auch diesen Menschen geformt, welcher seinerseits seinen Farbstrich auf dieser riesigen Leinwand namens Erde oder gar Universum setzte & damit unsere Welt weiterformte, zusammen mit unzähligen anderen Phänomenen der Vergangenheit, die gerade aufgrund ihrer Endlichkeit unzerstörbar sind & keine Erinnerung oder Achtung von jemandem brauchen, um nichtsdestotrotz unsere Wirklichkeit, ja unsere Wahrheit zu gestalte . Wie die winzigen Körner einer Sanduhr, welche durch dessen Engpass gleiten & auf der sich aufbäumenden Bergspitze der Vergangenheit landen, die sich wie eine Sandburg auftürmt & das Bildnis unserer Welt darstellt, geformt durch jedes verflossene Ereignis, immanent wie transzendent. Liebe, Lachen, Kummer, Schmerz, Träume & Wünsche. Manchmal wehrt sich dieser Berg gegen die Nichtachtung seiner Ewigkeit als absolutes Dogma des Universums. Er reckt und streckt sich & explodiert, dieser Vulkan, sprengt Blitze der Vergangenheit wie heiße Feuerwerkskörper in die unendlichen Weiten des Nachthimmels, bis diese auf einen Stern namens Gegenwart treffen, welcher tatsächlich aussieht wie ein anderer Planet, aus dem Blickwinkel jener Erinnerungen, welche aus einer anderen Zeit stammen, wo die Welt noch in einem anderen Tempo voranschritt und sich langsaner zu drehen schien & doch wiederum nicht, da eben dies unser Denkfehler ist, wenn ein Archäologe sacht mit einem Pinsel den Staub von einer antiken Arabeske fegt und ein Funken Vergangenes in uns auf- & verglimmt. Denn die Fertigung dieses Mosaiks ist bereits für die Unendlichkeit vollzogen & gestaltet unsere Erde perpetuell weiter. Doch welche Stelle gebührt dem Tempo in diesem Reich der Analoga? Diesem Term, der Zeit zu dehnen & aufzubrechen vermag? In welcher Wechselwirkung steht er zu seinem Antagonisten Zeit?
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