Nur ein kleiner Augenblick.
Ich war in der Stadt unterwegs. Meine beste Freundin und ich wollten gemütlich durch die Stadt bummeln, ein paar neue Kleidungsstücke besorgen und uns anschließend in ein kleines Café am Rande der Stadt setzen, um dort den Tag ausklingen zu lassen. Wir gingen gerade aus einem heimeligen Buchgeschäft, als ich ihn plötzlich sah. Ein junger Mann, mit dunklen Haaren und wunderschönen blauen Augen. Ich zögerte kurz, doch dann wand ich mich von meiner besten Freundin ab und ging auf ihn zu.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
Ich betrat den kleinen Park. Es war später Nachmittag und der Wind wehte leicht. Ich hatte meinen Lieblingspulli an. Ich hoffte so sehr, dass er ihn auch schön finden würde. Ich ging ein Stück, bis ich ihn dort sitzen sah. Auf einer kleinen hölzernen Bank unter einem Baum. Ich ging auf ihn zu und er stand schwungvoll auf. In der Hand hatte er eine rote Rose. Ach, wie ich rote Rosen liebte. Wir begrüßten uns und sprachen ein wenig. Dann passierte es. Er zog mich an sich, sah mich mit seinen blauen Augen an. Und küsste mich.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
Wir gingen hinunter zum Strand. Es war bereits Abend, aber beim Meer war keine Menschenseele mehr. Nur noch er und ich. Er hielt meine Hand in seiner und wir redeten über unsere Zukunft. Wir gingen eine Weile an der Küste entlang, als er plötzlich stehen blieb. Er sah mich an, und ging dann vor mir auf die Knie.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
Ich stapfte wieder in das Badezimmer. Ich wollte es endlich wissen. War es endlich, nach so langem Warten so weit, oder hatte es wieder nicht geklappt? Ich konnte einfach nicht mehr warten. Ich sah auf mein Handy. 3 Minuten waren erst vergangen. Auf der Verpackung stand, man solle 5 Minuten warten. Also wartete ich, bis weitere zwei Minuten vergangen waren. Dann drehte ich den Test um. Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Zwei Striche.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
Wir waren im Auto. Er saß hinter dem Steuer. Wir hatten gerade den Geburtstag unseres Kindes gefeiert, welches nun auf der Rückbank schlief. Er hatte ein wenig getrunken, doch ich machte mir keine Sorgen. Er hatte immer wieder ein wenig Alkohol getrunken, aber es war noch nie etwas passiert. Wir waren in einem Gespräch vertieft und ließen den Tag Revue passieren, als ich plötzlich merkte, wie das Auto von der Straße abkam.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
Ich lief in das Zimmer. Es war die Nummer 287 im 3. Stock. Dort lag er. An hunderte von Geräten angeschlossen. Seine Haut war blasser geworden und der Glanz war aus seinen blauen Augen verschwunden, als er mich ansah. Er lächelte leicht. Ich setzte mich zu ihm ans Bett und nahm seine Hand. Nur ein wenig später fingen die Geräte, mit denen er verkabelt war, an wild zu piepen. Ich wusste, dass das passieren würde. Ich drückte seine Hand fester. „Ich liebe dich“ flüsterte er, und schloss dann seine Augen.
Ein kleiner Augenblick, der alles veränderte.
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