Nur ein kurzer Atemzug
„Der Augenblick ist der Ort, an dem sich die Freiheit des Individuums verwirklicht; es ist der Moment der Entscheidung, der das Wesen unserer Existenz prägt.“
- Jean-Paul Sartre
Schon Aristoteles sagte, dass ein Augenblick ein kleiner Zeitraum ist, den man oft nicht mit jemandem teilen kann, da er für jeden Menschen subjektiv ist. Ein Moment der inneren Ruhe, der einen inspiriert oder dem Leben einen neuen Sinn verleiht. So ein Moment kann auch ein wunderschöner Sonnenuntergang am Nil sein…
Ich hätte gerne, dass Sie sich etwas vorstellen, mit mir an einen Ort reisen, in eine Zeit, die lange zurück liegt. Ägypten. Die Stadt Luxor. Vor etwa 3 Jahren zu Ostern. Es war früh am Morgen, ich bin früher aufgewacht als die anderen, wahrscheinlich, weil ich noch an die frühen Morgenstunden der Schulzeit gewöhnt war. Erst lag ich noch halb verschlafen in dem flauschigen, weißen Bett, darauf wartend, dass sich meine Sinne an das langsam heller werdende Tageslicht, das melancholische Singen der Silberreiher und den verführerischen Duft der Favabohnen, gewöhnen. Doch sobald auch der Kormoran seine früh morgendliche Melodie vertönen lässt, ist es schwierig zu den süßen Träumen der Nacht zurückzukehren.
Was tut man also, wenn die restliche Familie, noch versunken in den Strömen der Fantasien, von weißen Wolken umgeben, in einem Himmelbett liegt?
Es ist natürlich verführerisch, sich in den romantischen Morgenstunden ans Ufer zu setzen und einige Seiten eines Romans lesen. Ein schneller Griff an den Nachttisch und schon liegt ein schwerer Roman in den Händen. In der kühlen Morgenluft herrscht noch lange nicht das rege Treiben des Tages. Nur vereinzelt sieht man die Silhouetten der Einwohner gegen die aufgehende Sonne umherwandern. Mit einem großen Einband in der Hand, einen magischen Blick vor Augen, der Duft traditioneller Küche die Sinne umschwirrend und Kinderlachen vom Flussufer ertönend, wird einem bewusst, wie schön die Welt doch ist.
So schön authentisch, liebevoll und majestätisch, voll Glück und Liebe.
Und während die Sonne ihren Weg am Himmel fortsetzt und alles in ein pfirsichfarbenes Licht taucht, sieht man an der Stelle wo sich Land und Wasser küssen, eine Mutter mit ihren drei Kindern spielen. Ihre entzückten Schreie hört man bis hierher und einem wird mit einem Schlag bewusst was für ein Glück man hat am Leben zu sein, die wunderbaren Augenblicke des Menschseins miterleben zu können, Gefühle ausleben und empfinden zu vermögen. In genau so einem Moment ist alles im Einklang.
Dass, auch wenn es schwer ist, es ein Privileg ist die Anmut unseres Planeten zu erleben. Auf einmal ist man in Harmonie mit sich selbst, mit der Natur, den anderen Menschen, seinen Taten und Träumen, mit der Welt in ihrer unperfekten und doch zugleich so wunderschönen Vollkommenheit.
Das ist ein Augenblick, den man nicht vergisst. Ein Moment an dem einem klar wird, wie glücklich man sich schätzen kann zu leben. Ein Atemzug, der eine Ewigkeit zu dauern scheint.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX