Nur wer geht, kann wieder kommen
Manchmal habe ich ein Problem damit, Leute zum Gehen zu bitten. Wahrscheinlich ist dies eng mit dem Problem, Leute gehen zu sehen, verbunden. So entwickelt sich mein Gespür für Menschen, die eher zum Gehen neigen, und verschärft sich immer wieder aufs Neue. Was andere als Schubladendenken und Abschottung bezeichnen, nenne ich Schubladendenken und Abschottung. Selbstkritisch kann ich nämlich sein. Gleichzeitig kommt es schon mal vor, dass ich es als“bewusste Vorsorge” zu rationalisieren versuche. Auch Selbstmanipulation hab ich drauf. Nur bei der Bitte ums Gehen hackt’s weiter.
Leute, die meine nonverbalen Signale, die sie zu einem für ein baldiges Wiedersehen notwendigem Gehen verleiten sollen, nicht zu deuten wissen, haben es schwer mit mir. Möglicherweise auch Leute, die sich der Deutung schlicht verweigern. Wahrscheinlich ist dies eng mit dem Umstand, dass ich es gar nicht möchte und schaffe, Leute gehen zu lassen, verbunden. So entwickelt sich mein Gespür für Menschen, die eher zum Bleiben neigen, und verschärft sich immer wieder aufs Neue.
Paradox und überraschend, dass ich in meiner Echokammer überhaupt noch zwischenmenschliche Kontakte um mich zu haben weiß. Scheint ganz so, als wäre ich darauf aus, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen. Und Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich auch die Regel. Manchmal. Ich habe ein Problem damit, Leute zum Gehen zu bitten.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX