Panem et circenses
Ich laufe durch die Straßen meiner Heimatstadt, so wie jeden normalen Morgen, seit ich diese Schule besuche. Ich heiße Nils, bin 16 Jahre alt und denke nach. Ich denke viel, oft und manchmal vielleicht sogar zu viel nach und muss mich damit wohl leider zu einer aussterbenden Art zählen. Denn was gibt es heutzutage nicht alles für schöne Geräte oder Medien, die uns das Denken abnehmen. Uns fällt das nicht auf, warum sollte es auch, solange wir unterhalten werden, das gefällt uns, das ist das, was wir wollen. Oder? Panem et circenses, wie es der römische Dichter Juvenal ausdrückte, Brot und Spiele.
Und das trifft es auf den Punkt, wir scheren uns nicht mehr um unseren Nächsten. Klar, wir gehen in die Kirche und dort wird gepredigt: „Liebe deinen Nächsten!“. Wir nicken nur mit den Köpfen, während wir schon wieder daran denken, was wir wohl uns danach so ansehen oder spielen könnten. Niemand interessiert es, was andere tun, wohl am besten bemerkbar an der immer wiederkehrenden Aussage: „Ist doch egal , was andere denken.“
Leider stirbt auch eines der wenigen Medien aus, die nicht dazu anregen, nicht zu denken, sondern die dazu anregen nachzudenken, und ich begegne dem immer öfter, dass ich höre: „Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das ist langweilig“. Leute, das hat nichts mit Langeweile zu tun, sondern mit Faulheit, Faulheit nachzudenken! Der Jugend wird von jungen Jahren an beigebracht, sich vor den Fernseher zu setzen. Das tut uns weh. Denn Lesen ist das schönste Medium, schöner als jedes Spiel und schöner als jeder Film. Wieso? Weil es unsere eigene Fantasie ist, unsere Vorstellung einer Welt, dessen Vorgaben so wenige sind, dass jede Interpretation eines Buches so verschieden von Mensch zu Mensch ist.
Lesen ist wie ein Film, nur ohne Grenzen. Unsere Jugend liest nicht mehr, nicht einmal Comics, was das Wenigste wäre. Geschweige denn Meilensteine wie „Der Herr der Ringe“. Gerade dieses Buch hat viel Einfluss auf unsere Fantasie genommen, wie Fantasy auszusehen hat. Ein einziges Buch. Und jetzt stelle man sich nur vor, wenn plötzlich alle anfangen würden zu lesen und ihre eigene Fantasie zu Papier bringen würden.
Plötzlich würde man nachdenken. Durch Bücher lernt man so vieles und muss so wenig dafür zahlen. Weg von diesem widerlichen Fernsehen, das einem kaum etwas Brauchbares, eigentlich nur inhaltslosen Brei zumutet. Leider ist das Lesen so unbeliebt wie noch nie in der Jugend, der auch ich entstamme. Ich lese. Viel. Und ich merke, was für einen Unterschied das macht. Man radikalisiert sich nicht, man hinterfragt lieber. Man verurteilt nicht, man informiert sich lieber. Man beleidigt nicht man löst Konflikte und verstärkt sie nicht.
Was haben wir nur getan, dass wir das wertvolle Gut Wissen durch Lesen verdammen? Es ist genug mit der Verdummung! Genug mit dem Verdammen, wenn Kinder und Jugendliche lesen. Das Buch ist tot für viele, aber lang lebe das Buch, hoffentlich für viele mehr.
Wir danken unseren Unterstützern
Mit Unterstützung folgender Wiener Bezirke:
Für Sponsoringanfragen wenden Sie sich bitte an Margit Riepl unter margit.riepl@gmx.at
Wenn Sie "Texte. Preis für junge Literatur" unterstützen möchten, spenden Sie bitte auf folgendes Konto:
Literarische Bühnen Wien, Erste Bank IBAN: AT402011182818710800, SWIFT: GIBAATWWXXX