Parasit
Es ist Jahrestag.
Dieser eine Tag im Jahr wo das „Ja“ tagt.
Die Einsilbigkeit im Mittelpunkt steht
Sich alles um diese Wichtigkeit dreht
Die nur eine weitere Nichtigkeit darstellt.
Die zwischen all den anderen Worten untergeht
Runterfällt
Und doch besteht.
Einen ganzen Tag in Anspruch nimmt.
Diesen Tag in Anspruch nimmt.
„Danke für alles“, sagst du mir durch die Blume, durch diesen Strauß gemischter Wildblumen, weil du weißt, dass das meine liebsten sind. „Danke, dass du immer für mich da bist und mich glücklich machst“- deine Worte gehen in deinen strahlenden Augen, deinem Lächeln unter, deine Mundwinkel scheinen die Flügel deiner Worte geklaut zu haben.
Ich bin immer da für dich, wie sollte ich es auch nicht sein, wenn der Kummer dich dann zu zerfressen droht, dich von innen kapern will, sich die Enterhaken in dein Herz bohren und warmrot die Tränen in dein Taschentuch tropfen. Rot, wie einst die Herzchen, die ich auf Zettel gekritzelt habe, auf Briefe und die ersten Seiten von Büchern. Rot, wie deine Lippen an einem grauen Wintermorgen, wenn unsere verschlungenen Hände das einzig Warme waren. Jetzt bin ich der Wintermorgen.
Ohne dieses „Ja“ würde ich wieder den Wintermorgen bringen, nur, dass dieses Mal deine Hand in einem Handschuh stecken würde, die Fußstapfen im nassgrauen Schneematsch nur von einem Paar Füße wären.
Rot ist die Liebe und die Wut, aber vielleicht auch die Angst und die Melancholie, wo ist das einfache Rot hin, warum verstehe ich das Rot nicht mehr? In deiner Welt wäre alles eintönig rot ohne mich. Aber ein Wintermorgen will kein Rot, braucht kein Rot.
Verlogen sitzt das „Ja“ dort im Konferenzsaal, am Kopfende, es ist mein Kopfende, mein Kopf verendet. Er will beenden und kann es nicht.
Und ich sage weiter ja.
Bin weiterhin
Eine Jasagerin.
Meine eigene Wahrsagerin
Und höre doch nicht auf meine eigenen Ratschläge.
Der Ratschlag schlägt ein Rad
In meinem Magen.
Schlägt mit aller Kraft
Gegen meine Magenwand
Und ertrinkt in meinem Magensaft.
Und ich bleibe weiter hier. Bei dir. Bei mir.
Um nicht mein Herz zu brechen
Wenn ich deines breche.
Ich zerbreche.
Reche die Scherben zusammen, bevor das Glas zersplittert.
Und bleibe
Bei
Dir.
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