Permafrost

Es ist vier Uhr morgens, und ich sitze auf dem Baumstumpf mit den unendlich vielen Jahresringen.

Spätherbst. Füße blank. Eiskalt ist es. Kein Mensch wach. Ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte.

 

Ich erwachte an einem Ort den man Wirklichkeit nannte,

dem entsprach es aber nicht wirklich,

denn,

ich trug noch immer keine Schuhe.

 

Zum tausendsten Mal starren meine Augen hinüber zum Horizont, aber sie sind blind, denn der Permafrost um mich herum verzerrt in mir die Fähigkeit klar zu sehen. Hinüber zum Horizont, über dem regungslosen Fluss, dort liegt mein Ziel. Ein Gebäude aus rotem Backstein, errichtet vor Hunderten von Jahren, mit Hunderten von Fenstern.

Alles still. Alles dunkel.

Nur ein Fenster, rot lodernd. Mein Mut zieht mich hin, denn ich bin besessen. Besessen von diesem loderndem Backstein. Unmöglich. Es ist unmöglich. Permafrost lässt keinen Mut zu, egal wie stark die Hitze ist. Er wünscht es nicht. Unter einer Straßenlampe liegt ein Nachtschwärmer. Er schläft. Er schläft, und die Haare kleben nass an seinem Hals.

Ich verliere langsam die Beherrschung.

Der Nachtschwärmer. Er schläft und genießt die Kälte. Den aufkommenden Wind nehme ich nicht wahr, die blauen Flecken an meinen Füßen auch nicht. Dafür bin ich zu besessen.

 

Aber ich rieche,

keinen Moder und keinen Schwefel,

denn,

der Permafrost hat alles Laub erstarrt,

ich rieche,

ich rieche verbrannte Musik,

ich denke,

ich denke an Beethoven wie er komponiert,

so gut und so wunderbar,

ist denken und riechen,

für Elise,

dieses Fiktive,

ich mache daraus ein Parfum,

wenn ich es könnte.

 

Es beginnt Salz zu regnen, auf dem Boden liegen zerstörte Kastanien.

 

Alles ist rot. Aber in Wirklichkeit ist alles stockdunkel.