Plan E
Der Plan war nicht der beste – so viel war klar. Aber er war der einzige, der noch umsetzbar war, also folgten sie ihm.
Eva ließ sich auf ihr Bett fallen. Es war schon Jahre her, dass sie ihre Lage akzeptieren und ihre Heimat verlassen mussten, doch sie wünscht sich immer, noch, sie hätten ihr Schicksal abwenden können. Ihr war natürlich bewusst, dass das nicht möglich war; sie hatten alles versucht, doch die Leute wollten nicht rational handeln. Nicht einmal die Zeitmaschinen hatten sie noch retten können. Tausende Male drehten sie die Zeit zurück und tausende Male machte die Menschheit die gleichen Fehler. Operation E wurde erst eingeleitet, als über die Hälfte der Population schon tot war. Ab da war sie höchste Priorität – der einzige Weg, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Es war trotzdem knapp.
Ein Piepen riss Eva aus ihren Gedanken. Abendessen. Abend. Es gab eine Zeit, in der sie immer genau wusste, wie spät es war. Höchstwahrscheinlich eine Nebenwirkung des Arbeitens. Jetzt, wo sie nichts mehr zu tun hatte, waren Essenszeiten ihr Mittel zur Zeitmessung.
Frühstück. Morgen.
Mittagessen. Mittag.
Abendessen. Abend.
Alle zehn Tage kam danach ein „Gemeinschaftsabend“, was schon seit Jahren nur eine Ausrede zum Betrinken war. An allen anderen Tagen würde sie sich nach ein paar Gesprächen mit ihren Teammitgliedern in ihre Kabine zurückziehen. Dort würde sie sich bereit fürs Schlafen machen und sich dann eines der Büchern nehmen, das sie noch nicht oft genug gelesen hatte, um es noch genießen zu können. Sie würde circa zwei Stunden lesen und das Buch dann weglegen. Und dann würde sie sich hinlegen und an die Wand starren und nachdenken, bis ihr Wecker ungefähr sieben Stunden später läuten würde.
Morgen. Frühstück.
Eva stand auf und zog eine Jacke an. Beheizung gab es nur in den Kabinen. Die Gänge waren überfüllt, jeder auf dem Weg zu einem der Buffets. Die meisten nickten ihr zu oder lächelten sie an, und sie gab ihr Bestes, diese Gesten glaubwürdig zurückzugeben. In den letzten vier Jahren war sie zum Profi im Faken geworden. Fünf Minuten an Leuten vorbeiquetschen, und sie fand sie sich vor Buffet 1 wieder. Zum Glück waren alle Wege kurz, wenn man aus der Kapitänskabine kam.
Sie war die Erste die da war. Buffet 1 war für die „Wichtigen“ – für den Kapitän und ihr Team. Eva und ihr Team. Sie nahm sich ihren Teller und schaufelte sich gerade so viel Essen darauf, dass ihre Freunde sich nicht sorgen würden. Nun, nicht zu sehr. Sie hatte gerade angefangen zu essen, als die Tür aufflog.
„Zwei Jahre!“ sagte Adam, als er reingestürmt kam. Eva sah ihn fragend an, während Adam sich neben sie setzte. „Genau zwei Jahre, bis wir endlich auf der Erde sind!“ strahlte er. „Gut. Es wird auch langsam Zeit“ Sie fühlte sich seltsam. Vielleicht war das Hoffnung.
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