Polterabend
Das graue Kästchen taucht auf meinem Handybildschirm auf – eine neue WhatsApp-Message. Langsam erhebe ich mich, um sie besser zu erkennen. „Kevin – Freiwillige Feuerwehr“ leuchtet dort in schwarzen Buchstaben. Neugierig rufe ich die Nachricht auf. „Hey Süße, hoffe wir sehen uns morgen am Polterabend, freu mich auf dich“. Gemischte Gefühle durchströmen meinen Körper. Er ist ja schon süß in seiner Uniform, aber übermorgen wird er heiraten. Würde er sie für mich verlassen? Würde er mich auch betrügen? Ich weiß, dass es falsch ist, weiterhin mit ihm in Kontakt zu bleiben, aber ich tue es trotzdem. Wir schreiben weiter – tiefgründiger, intimer, flirtend.
Der Tag des Polterabends kommt. Meine Freundinnen stehen vor der Tür. Wir haben beschlossen, uns bei mir für die bevorstehende Party herzurichten. Wir schminken uns, hören Musik und suchen „fortgeh-taugliche Kleidung“ aus. Nach zwei Stunden sind wir fertig und begeben uns zum Club.
Dort angekommen bestellen wir uns zwei Runden Shots und ein Wodka Red Bull. Ich sehe Kevin mit seinen Freunden. Sie trinken Bier und Cola-Rum. Nach einiger Zeit muss ich zur Toilette. Ich mache mich allein auf den Weg und sehe schon, dass Kevin mir folgt. Langsam beschleicht mich ein mulmiges Gefühl. Allein mit ihm? Die Idee erscheint mir unangenehm. „Er folgt mir nicht. Ich bilde mir das nur ein. Er wird morgen heiraten. Er wird nichts tun“, sagt meine innere Stimme, ein Mantra. Auf der Toilette angelangt, gehe ich in die Kabine. Ich höre, wie sich die äußere Türe schließt. Ist er das? Ich lausche, ob ich klappernde Absätze oder ein weibliches Lachen vernehme, aber nein, nur dumpfe Schritte. Seine dumpfen Schritte. Ich kenne sie sehr gut aus der Zeit mit ihm bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ist denn niemand sonst auf diesem Klo? Nein. Ich lasse mir Zeit, aber ich kann das Rausgehen nicht mehr länger hinauszögern. „Leonie!“, er ruft mich „ist alles okay?“. „Ja, alles bestens“, bringe ich nervös hervor und öffne die Tür. Er steht vor mir. Ich rieche den Alkohol. „Was ist denn los?“, fragt er mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck. „Gar nichts“, erwidere ich rasch und wasche schnell meine Hände. Gerade als ich gehen möchte, drängt er mich zurück in die Toilettenkabine und fixiert meine Handgelenke über meinem Kopf. „Kevin! Was machst du da? Bitte lass das.“ Ich schreie, aber niemand hört mich, denn die Clubmusik ist zu laut. Ich versuche mich loszureißen, doch er ist stärker. Langsam beginnt er mit der rechten Hand meine Bluse zu öffnen, während er mit der linken Hand die meinigen festhält. Jetzt fährt er mit seiner Hand von meinem Hals über meine Brüste bis zwischen meine Beine. Mein ganzer Körper sträubt sich gegen die Berührung. „Geh bitte!“, schreie ich nochmal. Er hört nicht auf. Nun öffnet er meinen BH. Er kommt immer näher. Nun entkleidet er meinen Unterkörper. Ich schreie wieder.
„Geh bitte Leonie, du willst es doch auch. Ich weiß das. Ich kenne dich.“
und er tut es …
basierend auf einer wahren Begebenheit
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