Purple Brain
In den Tiefen des Waldes habe ich mich verlaufen, ich weiß nicht, wo ich bin. Nur noch wenige Stellen des Mooses sind von der Sonne bestrahlt. Ein Buntspecht klopft, mein Herz auch. Warum bin ich weggelaufen? Diese Frage verfolgt mich und ich werde sie nicht mehr los. Die alte Welt hat mich im Stich gelassen. Mein Kleid ist zerrissen, meine Hände rau. Die allzu perfekte Welt meiner Vergangenheit war nur eine Illusion.
Die Wurzel einer Buche stellt mir ein Bein und bringt mich abrupt wieder ins Jetzt. Ich merke, wie mir langsam kalt wird, die Sonne zieht sich zurück. Ich bekomme Angst und will hier raus! Plötzlich, hinter mir ein Rascheln! Vorsichtig drehe ich mich um. Dort drüben leuchtet etwas violett. All meine Angst verwandelt sich in Neugier. Ich habe das Gefühl, es ruft nach mir. Ein Eichkätzchen springt von Ast zu Ast, ich nähere mich dem Licht und erkenne einen Flakon in einer Baumhöhle, vielleicht das Nest eines Tieres. Meine Hände zittern, während ich das Glasfläschchen berühre. Die Stimme wird klarer und lauter, sie fordert: “Öffne mich Mädchen!“. Ich tue es. Ein Duft umfängt mich und zieht mich in seinen Bann. All die Angst, die Unsicherheit, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit verschwinden, fallen von mir ab wie eine alte Haut.
Frieden, endlich Frieden wo vorher Krieg herrschte. Zum ersten Mal herrscht Frieden in mir. Meine neue Welt duftet nach Zedernholz, Vanille und Moschus. Zuversicht schmeckt nach Zimt, Mut nach Mimosen, Vertrauen nach Veilchen und Neue Hoffnung nach Neroli.
Das Eichkätzchen kehrt wieder, rasch schließe ich das Flakon und lege es wieder zurück. Ich mache mich auf den Weg ins Neue.
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