Rauch zwischen uns
Ihr Unverständnis lag wie dicker Rauch in der Luft, der uns begab und die Sicht versperrte.
Die Sicht auf uns, auf uns in unserer Welt.
Meine Worte schafften es schon bald nicht mehr durch die dicke Rauchwand, sie waren zu schwach und prallten daran ab.
Der Rauch gab mir keine Chance. Vielleicht waren es auch die anderen, die mir keine Chance gaben. Vielleicht sahen sie mich auch gar nicht mehr, denn der Rauch des Unverständnisses wurde immer dichter und dichter. Vielleicht wollten sie mich auch einfach nur nicht sehen.
Weil ich ich war. Weil ich ihre braune Meinung nicht ertragen habe, ihnen die Stirn geboten habe, die sie am liebsten bespuckt hätten.
Weil ich den Mund aufgemacht habe und für mich und andere eingestanden bin.
Weil ich zeigen wollte, dass es mich auch noch gibt.
Weil ich diese rasierklingenscharfen Worte, die sie tagtäglich mit voller Wucht in ihre Umwelt warfen, nicht mehr ausgehalten habe. Weil ich verletzt war, übersäht mit unzähligen Schnitten.
Und weil ich endlich mutig war.
Weil ich endlich den Mut hatte, mein warmes, sicheres Nest zu verlassen.
Weil ich endlich den Mut hatte, mich laut und stark wie ein Löwe vor meine Werte zu stellen.
Doch sie sahen meinen Mut nicht. Und daran war nicht einmal die Rauchwand schuld, die immer dichter wurde, mir allmählich die Luft zum Atmen nahm.
Nein, daran war die Wand in ihren Köpfen schuld.
Eine Wand voller Selbstüberschätzung, Vorurteile, Nichtwissen und Naivität.
Die Wand hinderte sie daran, das Schöne, Helle, Sprudelnde und Ehrliche im Leben zu sehen.
Stattdessen sahen sie Hass.
Und hätten sie mich durch den quälenden, beißenden Rauch sehen können, hätten sie einen riesigen Haufen Übermut gesehen, das ist sicher.
Übermut, weil ich sie mit meinen Worten gejagt und an den Pranger gestellt hätte.
Übermut, weil ich ihnen als einzige blöd käme.
Übermut, weil ich gegen Horden von auf mich prasselnden Meinungen doch eh keine Chance hätte.
Übermut, weil ich früher oder später, wahrscheinlich aber eher früher, sowieso wieder einknicken würde, wie eine Blume, deren Wurzeln kein Wasser erreichen.
Der dicke Rauch des Unverständnisses zwischen uns zog lange nicht ab.
Nein, im Gegenteil.
Aus Unverständnis wurde Unmut. Unbändiger Unmut, den sie mir unverfroren um die Ohren schlugen.
Ein ungleicher Kampf in unsichtbarem Terrain.
Meine Worte prallten an den Wänden in ihren Köpfen ab.
Doch ihre Unmutsworte, brauner als je zuvor, trafen mich wie Pfeile.
Mitten ins Herz.
Der Rauch, gefüllt mit ihrer Aggression, legte sich wie ein Schleier um mich, ich war wie erstarrt, wie gelähmt, und ließ mich erschießen, Unmutspfeil für Unmutspfeil.
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