Rauch
Entspannt schaute Niko den Rauchschwaden nach, die sich kurz vor der Zimmerdecke langsam auflösten. Seine Hände wurden angenehm warm und er fühlte sich immer mehr so, als würde eine ganz kleine flauschige Wolke seinen Körper weiter in sein Bett drücken. Er atmete ein, und dann wieder aus. Er führte noch ein letztes Mal den Joint an seine Lippen und inhalierte den wohltuenden Rauch, der sich daraufhin seinen Weg in die Lunge des Jugendlichen bahnte. Langsam spürte er, wie ein weiterer Schub des THCs zu wirken begann.
„Warum kiffst du so viel?“, fragte Sophia besorgt, die neben Nikos Bett auf einem schwarzen Ledersessel Platz gefunden hatte.
„Baby“, Niko hustete. Er streckte seine Hand nach ihr aus, um ihr zu symbolisieren, dass sie herkommen, sich auf ihn legen und ihn küssen solle. „Komm her zu mir“, flüsterte er so leise, dass er sich gar nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt verstehen konnte.
„Du weißt, dass das nicht geht“, entgegnete sie mit traurigem Blick. Er überließ seine Hand der Schwerkraft. „Das ist nun schon das fünfte Mal diese Woche. Willst du nicht endlich mal damit aufhören?“ Niko ignorierte sie und blickte zurück zur Decke. „Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich will dich nicht verlieren“.
Sophia seufzte. „Du kannst nicht ewig so weiter machen. Und du weißt, dass dich keine Schuld trifft. Es war einzig und allein meine Entscheidung“, mit gequältem Blick versuchte sie den von Niko zu finden, doch dieser starrte nur weiter die Decke an.
„Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen“, Niko fand wieder Worte. Er blickte zurück zu der Person, die früher mal seine Freundin war, seine Prinzessin, seine Zukunft. „Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen!“, er wiederholte sich. Sie antwortete nicht. „Ich liebe dich“, keuchte er, während er versuchte seine Tränen zurück zu halten. Langsam dröhnte ihm der Kopf.
Sophia erhob sich und ging einen Schritt in seine Richtung. Sie wirkte wie ein Engel, der sich seinen Weg durch die Wolken bahnte. Vorsichtig beugte sie sich über ihn. Niko spürte ihre weichen Haare, wie sie sein Gesicht streichelten und roch ihren wunderbaren, komplett eigenen Geruch. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie ihm zu, ein paar Zentimeter von seinen Lippen entfernt.
Sein nervtötendes Handy riss Niko wieder zurück in die Realität. Hektisch griff er nach der Quelle des Geräuschs, die Augen halb geschlossen. „Hm?“, Er nahm mal wieder äußerst höflich einen Anruf entgegen. „Verdammt, Niko, wo bist du? Sophias Eltern und alle anderen sind schon da! Wo bleibst du?“, schimpfte sein Vater. Er riss nun die Augen komplett auf. Ihm wurde alles wieder bewusst. Der Schmerz und all die Trauer drangen wieder in seinen Brustkorb. Er versuchte sich aufzusetzen, sich selbst wieder zu finden. „Ich bin auf dem Weg“, antwortete Niko und beendete damit das Gespräch.
Er stand auf, putzte sich noch schnell die Zähne und schlüpfte in seinen schwarzen Anzug. Bevor er sein Zimmer verließ, hielt Niko kurz inne und schaute auf den leeren, schwarzen Ledersessel.
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