Rhythmus des Lebens
Tempo. Tempo. Tem. Po.
„Geschwindigkeit, Schnelligkeit“ meint der Brockhaus.
Brauchen wir Geschwindigkeit?
„Zeit ist relativ“ sagt Einstein
Der Mensch, ursprünglich beheimatet in Höllen, schwingts sich auf, besiegt alle, wird zum mächtigsten Lebewesen auf diesem Planeten. Der Mensch und sein innerster Instinkt: Tempo.
Wären wir ohne Tempo soweit? Aber wie weit sind wir schon. Wir hetzten hin, wir hetzten her. Alles mit Tempo. Tempo. Tempo. Tem. Po. Und? Und wo sind wir? Wir sind immer noch hier. Ja, wir haben uns weiterentwickelt, sind über uns Selbst hinausgewachsen. Wir haben alles in der Hand. Wir jagen nicht mehr, wir sind die Jäger. Wir überleben nicht nur, wir leben. Wir leben mit Tempo. Der Gepard, das schnellste Lebewesen der Welt, lacht über unser Tempo. Nicht weil wir langsam sind. Sondern weil unser Tempo uns nirgends hinbringt.
Die Mutter sitzt am Tisch, allein. Familie, denkt sie. Das war einmal, die Kinder aus dem Haus. Im Gestern der Gedanken sind sie noch da. Hätte ich mir doch mehr Zeit genommen, denkt sie, als sie noch da waren. Tempo. Tik. Tempo. Tak. Leben fordert Tempo. Tempo für Alltägliches, dass die wichtigen Dinge verschwimmen lässt, wie Tinte auf nassem Papier. Weg sind sie und weg bleiben sie. Tempo. Tik. Tempo. Tak.
Alles erledigt, alles geschafft. Ich bin geschafft. Tempo. Tempo. Tem. Po. Den ganzen Tag. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Alles unterbringen. Alles. Aber am Ende dastehen. Der Geist leer, der Kopf voll. Die Selle weint. Es verkümmert. Scheiße, die Frage: Was kann ich noch tun? Was muss ich noch tun? Schnell! Sonst bin ich unproduktiv. Sünde. Sowas verzeiht man mir nicht.
Er rennt, rennt, rennt immer schneller, schneller und noch schneller. Tempo. TEMPO. TEMPO. Er schwitzt, er röchelt, er zittert. Sein Kopf pocht, seine Beine brennen, seine Augen aufgerissen.
STOPP. STOPP. STOOOPPP
Er bleibt stehen. Er steht. Fest mit den Füßen am Boden. Die Erde hält ihn. Hält ihn fest lässt ihn nicht fallen. Er hält inne. Wartet. Wartet auf den Einbruch. Er ist stehen geblieben. Sein Herz pocht, schlägt im Rhythmus des Lebens. Er steht. Wartet. Kein Einbruch. Sein Herz Klopft, seine Beine weich, seine Augen geschlossen, sein Kopf leer. Er spürt den Wind, die Schwerelosigkeit in seinen Armen. Er hört, die rauschenden Wälder, die Wildnis, das Unbekannte. Er reicht, das frische Graß, die Freiheit. Nun ist er stehen geblieben. Sein Herz klopft immer noch. Die Erde dreht sich immer noch. Aber er ist stehen geblieben. Kein Tempo.
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