Ruhe bewahren
„Viel Glück!“, höre ich die Lehrerin nur noch sagen. Ich atme einmal tief ein und wieder aus. Du schaffst das. Du hast viel gelernt und kannst es. Ich öffne die Schularbeit. Ich kann mein Herzklopfen in meinem ganzen Körper spüren.
Ich beginne mir die erste Aufgabe durchzulesen. Ich verstehe sie nicht. Ich kann den Stift kaum in meiner Hand halten. Noch ein Versuch…Diesmal lese ich sie mir langsamer durch. Ich schaue auf die Uhr. Zwei Minuten sind bereits vergangen. Ich lese mir die Aufgabe ein drittes Mal durch. Mein Herz beginnt zu rasen. Die Zahlen, Buchstaben und meine Gedanken beginnen zu rasen. Du schaffst es nicht. Du wirst versagen. Du bist nicht gut genug. Aber du darfst auf keinen Fall versagen. Was denken die anderen?
Irgendwo im Klassenraum stellt jemand eine Frage, Stifte klicken, Stühle knarzen. Ich versuche nach Luft zu ringen, aber es fühlt sich an, als würde mir jemand meinen gesamten Brustkorb zuschnüren. Die Welt um mich herum verschwindet. Ich falle tief in ein schwarzes Loch. Es verschlingt mich, meine Kraft und meine Kontrolle.
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner rechten Schulter. Eine Stimme in der Ferne sagt mir, ich solle sie anschauen. Ich schaue in die Richtung, wo ich glaubte, die Stimme gehört zu haben. Ich versuchte, tief ein und auszuatmen. Meine Lunge ist noch immer wie zugeschnürt. Ich zwinge mich in einem langsameren Rhythmus zu atmen. Ein…Aus… Erst atme ich zittrig und zu flach, aber mit jedem neuen Atemzug, verlangsamt sich mein Herz. Ein…Aus… Das schwarze Loch wird kleiner. Ich spüre meinen ganzen Körper zittern. Ich sinke in den Stuhl. Ich fühle mich so erschöpft, als wäre ich einen Marathon gelaufen, ohne mich je vom Platz bewegt zu haben. Das Tempo der Panik hat alles verschlungen. Nur eine verschwommene Erinnerung zurückblieb.
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