Schattenlicht
Mein Körper zitterte unkontrolliert. Ich versuchte meinen viel zu hektischen Atem zu beruhigen. Ich rannte und rannte ohne zu wissen wohin eigentlich. Plötzlich stand vor mir ein Mann ganz in schwarz gekleidet mit einer silbernen Pistole in seiner rechten Hand. Er zielte damit direkt auf mich. Höhnisch grinsend drückte er den Abzug. Der Schuss halte unnatürlich laut in meinen Ohren wieder. Panisch schrie ich und schloss die Augen. Doch als ich meine Augen wieder öffnete, stand ich mitten auf einer Straße. Die Ampel schaltete in dem Moment auf Rot um. Ein Hupen erklang und ich wollte so schnell wie möglich die Straße überqueren, doch ich konnte mich nicht mehr bewegen. Nebel schien sich um meine Beine zu schlängeln. Jemand schrie mir etwas zu, doch meine Ohren waren wie in Watte gehüllt. Plötzlich nahm ich gleißendes Licht in meinen Augenwinkeln wahr. Ich drehte meinen Kopf in jene Richtung und nahm mit Schrecken wahr, dass ein LKW direkt auf mich zuraste. Doch es war zu spät. Ich konnte nicht mehr weg. Der Nebel hüllte mich fast komplett ein. Jede Kraft war aus meinem Körper gewichen. Vier Sekunden noch, drei, zwei… Ich schloss meine Augen und gab mich meinem Schicksal hin. Auf einmal fiel ich, jedenfalls fühlte es sich so an. Wie aus dem Nichts wurden meine Gedanken wieder klar. Ich öffnete meine Augen und erkannte mein Zimmer. Ich saß schweißgebadet auf meinem Bett. Es war bloß ein Albtraum gewesen. Mein Körper füllte sich taub an. Mein Herz hüpfte in meinem Brustkorb heftig auf und ab, als würde es zerspringen. Ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen, als ich plötzlich kleine warme Hände auf meinem Arm spürte. Mit Tränen in den Augen schaute ich hinab. Dort stand mein kleiner Bruder. Er blickte mich mit seinen großen Augen erschrocken an. Schnell wischte ich mir meine Tränen weg und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. Er jedoch drückte mich still an sich. Ich brach erneut in Tränen aus. Der Schrecken des Traumes steckte mir noch zu tief in den Knochen. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich das Licht auf mich zurasen. Als sich mein Atem langsam wieder beruhigt hatte, löste sich mein Bruder und griff nach etwas neben sich. Es war sein Nachtlicht in Form einer Eule. Er legte sie in meine Hand. Gerührt drückte ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Während er mein Zimmer wieder verließ, dachte ich mir, dass ich eigentlich diejenige sein sollte, die auf ihn aufpasste, doch er rettete mich immer wieder, ohne es zu wissen. Noch immer zitternd ließ ich mich ins Bett fallen. Direkt neben meinem Nachttisch befand sich eine Steckdose, in die ich das Nachtlicht einsteckte. Es leuchtete daraufhin in einem zarten Orange. Bevor ich die Augen schloss, schaute ich die Eule an: „Bitte sorge dafür, dass sie weggehen.“ Mit diesen Worten schlief ich ein. Die Albträume blieben fern, diese und jede darauffolgende Nacht.
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