Schüchtern

Ein neuer Ort. Neue Menschen. Neue Eindrücke. Wie wirke ich auf andere? Verurteilen sie mich, weil ich so ruhig bin?

Ich sehe einige Menschen auf einem Fleck. Soll ich zu ihnen gehen? Ich weiß nicht. Was soll ich denn sagen? Mir wird schwummrig von dem Gedankenchaos und meiner Umwelt. Doch ich raffe mich auf und gehe zu der Gruppe, immerhin sind mir ja nicht alle fremd.

In Smalltalk bin ich aber leider gar nicht gut, doch ich verstelle mich, spiele die extrovertierte Person, die ich nie war. Ich denke die Leute mögen mich, oder? Ein einziger Blick reicht, um meine komplette Existenz in Frage zu stellen. Alles was ich sage klingt, als ob ich Eindruck schinden wollen würde, aber irgendwie will ich das ja schon ein bisschen, immerhin will ich nicht so schüchtern wirken, wie ich es doch eigentlich bin.

Immer nehme ich mir vor, mich nicht maximal zu verstellen. Verstellen, das mache ich auch nicht immer. Eigentlich ja nur, wenn ich jemanden kaum kenne oder nicht wirklich mag. Aber man soll ja neue Leute kennenlernen, sagen viele.

Und wenn das dann nach viel Nervosität und Überdenken passiert, ist es nach einiger Zeit unfassbar erschöpfend. Nein, nicht ermüdend im Sinne von langweilig, ich meine wirklich anstrengend, wie ein Marathon, bei dem das Ziel ein gutes Image und neue Bekanntschaften sind. Mehrere Treffen in einer Woche würden dann doch sehr viele Energiereserven verbrauchen.

Man verstellt sich nicht immer, aber auch dann sind soziale Kontakte anstrengend, wenn man ganz man Selbst ist, den Grund kann ich nicht ganz erklären. Doch weiß ich, dass ich meine ungestörte und gewollte Einsamkeit oft schätze, manchmal aber auch nicht, wobei das nicht ganz so oft vorkommt.