Schicksalsnacht
Wie jeden Sonntagabend gehe ich, nachdem ich eine Folge meiner neuen Lieblingsserie geschaut habe, ins Badezimmer, um mich zum Schlafengehen fertig zu machen. Plötzlich vernehme ich leise Schritte aus dem Untergeschoß. „Ach, das bilde ich mir eh nur ein“, sage ich, um mich zu beruhigen zu mir selbst. Obwohl ich ein ungutes Gefühl habe, gehe ich Richtung Treppe, um nachzusehen, ob da nicht wirklich jemand in mein Haus eingebrochen ist. Nach einem schnellen Blick ins Wohnzimmer und in die Küche drehe ich das Licht ab und gehe wieder ins Obergeschoß. Ich bin gerade wieder oben angekommen, als ich ein Klirren aus der Küche höre. „Hallo, ist hier jemand?“, rufe ich verängstig nach unten. Ich werde noch verrückt, wenn ich weiter diese Horror-Serie schaue. Langsam trotte ich Richtung Schlafzimmer, wo mein Handy auf dem Nachtkästchen neben meinem Bett liegt. Mein Handy leuchtet auf, ich nehme es in die Hand, um nachzusehen, wer mir geschrieben hat.
Unbekannt: Ich beobachte dich, du kannst vor mir nicht weglaufen.
Was ist das denn? Voller Verwirrung schreibe ich zurück
Ich: Wer bist du und was willst du von mir?
Wie erwartet erhalte ich keine Antwort. Voller Angst gehe ich erneut ins Untergeschoß, um zu kontrollieren, ob die Haustür abgeschlossen ist. Gerade als ich bei der Tür angekommen bin, erhalte ich eine neue Nachricht.
Unbekannt: Oh du denkst, ich bin noch außerhalb des Hauses, oder warum stehst du bei der Haustür und siehst nach, ob die Tür abgeschlossen ist?
„Geh bitte“, rufe ich in die Dunkelheit. Als Antwort vernehme ich ein metallisches Klicken, das mich an das Entsichern einer Pistole erinnert. Reflexartig greife ich zu der Schere, die ich heute zu Mittag zum Öffnen der Post in Flur am Schuhkasten liegen gelassen hatte. Bewaffnet mit meiner Schere versuche ich den für mich noch im Dunkeln verborgenen Angreifer abzuwehren. Schweißgebadet und unfähig mich zu bewegen, stehe ich wie angewurzelt vor der Haustür. „Was willst du von mir? Oben im Badezimmerschrank liegt mein Schmuck, nimm ihn und lass mich in Ruhe“, schreie ich verzweifelt. Statt einer Antwort höre ich einen lauten Knall, der von einem hohen Signalton begleitet wird. Mein Wecker lässt mich aus dem Schlaf hochschrecken. Erleichtert lasse ich mich wieder in mein Bett fallen, aber warum liegt die Schere, die ich gestern zu meiner Verteidigung im Flur verendet hatte, neben meinem Bett?
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