Schlag auf Schlag
Sie tut ihm weh.
(Es ist okay. Es ist ihm so vertraut wie seine Heimat. )
Gestern ist er alleine im Doppelbett eingeschlafen und ist aufgewacht, weil sie ihn um sechs mit einem Stoß geweckt hat, ihn angeschnauzt hat, dass er ihr Frühstück machen soll, da sie erst spät von der Arbeit gekommen ist.
(Ja Liebling, sofort, Liebling. )
Nach dem Frühstück ist sie aufgestanden, ins Bad gegangen, hat für eine Stunde gebadet. Als sie rausgekommen ist, hat sie ihm gesagt, dass sie nächste Woche ein Date in der Bar haben werden. Er hat genickt und sein Gesicht verzogen, als sie es nicht sehen konnte. Er will nicht auf das Date.
(Ihre Worte und Schläge schmerzen immer so viel mehr, wenn sie getrunken hat. )
Nach dem Date, nachdem sie beide die Bar verlassen haben, noch lachend, leicht taumelnd, fühlt er sich frei, als er die klare Nachtluft einatmet. In der erstickenden, einengenden Wohnung sagt sie ihm, dass ihr nächstes Date am Freitag ist und ihr Ton erlaubt keine Widerrede. Er widerspricht ihr trotzdem, erklärt ihr, dass er zu einem Firmentreffen muss.
(Er hatte Recht. Ihre Ohrfeigen tun so viel mehr weh, wenn sie getrunken hat. )
Nächsten Freitag, nachdem sie von der Bar zurückgekommen sind, schreit sie ihn an, dass er seine Schuhe im Gang hat stehen lassen. Sie herrscht ihn an, er soll sie aufheben, aber schnell, und er nickt. Bückt sich. Sie tritt ihm fast beiläufig gegen das Bein und er fällt beinahe um. Er fängt sich aber doch noch, richtet sich auf. Blickt sie an, mit so viel plötzlichem Zorn im Blick.
Auch er hat getrunken.
Er atmet tief ein, sieht ihr in die Augen. Und dann hebt er die Hand und schlägt zu.
(Er betritt Neuland. )
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